British Shorts Summer Edition

Schrullig & Amused


John Kellys "Procrastination" widmet sich eben jenem Verhaltensmuster.

John Kellys "Procrastination" widmet sich eben jenem Verhaltensmuster.

Die British Shorts gehören mit Sicherheit zu den erfolgreichsten Filmfestivals in Berlin. Allein das ist schon ein wenig kurios, da der britische Film zwar bei Kritikern äußerst beliebt ist, aber an den Kinokassen als Garant für Ebbe gehandelt wird.  Als interessierter Zuschauer konnte man im Januar in fünf Tagen 111 Filme, vier Konzerte und einen Workshop mitnehmen. Nicht selten endete das in ausufernder Festivalvorbereitung und -planung. Die schiere Masse allein verlangte Sitzfleisch, Geduld und ein faustisches Interesse am britischen Kurzfilm. So ist es vernünftig am 3. August im Cassiopeia eine Auswahl der Kurzstreifen bei deutlich besserem, dem Klischee nach sehr unbritischem Wetter zu präsentieren. Ruaidhri Ryans schrullige Kurzfilmreihe „Exercises In How To Be Cool“ reiht sich an John Kellys „Procrastination„. Prokrastination, ein Verhaltensmuster das sich oft als häufig chronisch herausstellt, zu dem bestimmte Gefühle (z.B. depressive Verstimmungen, Angst), Gedanken (irrationale Gedanken wie z.B. „Ach, das geht ja ganz schnell, das mache ich heute Abend noch eben“) und Verhaltensweisen (z.B. Unpünktlichkeit) gehören.

Kelly bleibt auch hier dem britischen Motto treu, reale Umstände scharf zu beobachten und mit großartig verschrobenen Charakteren zu verbinden. Ein weiterer Leckerbissen folgt mit Chris Foggins „Friend Request Pending„, in dem eine entzückende Judy Dench die Kommunikationsschwierigkeiten im Internet durchdekliniert. Bedeutend ernsthafter wird es dagegen bei Hugo Speers „Mam„. Josie Lawrence, Paul Barber und Ronan Carter müssen um jeden Preis ein Familiengeheimnis für sich behalten und die Mutter möchte einfach nicht aufstehen. Das Regiedebüt des in Harrogate geborenen Schauspielers hat zwar einige Ecken und Kanten, ist als Kurzfilm allerdings schon fast ein wenig zu kurz geraten. Da würde man gerne auch eine halbe Stunde sitzen bleiben. An diesem Abend läuft die Genremaschine mit voller Kraft. Die Korrisionskräfte dürften sich trotzdem in Grenzen halten, so dass der geneigte Besucher einen angenehmen Sommerabend verleben dürfte.

Joris J.

British Shorts 3. August, 21 Uhr, Inselkino im Cassiopeia, Programm unter www.freiluftkino-insel.de