Interview mit Lakino-Organisatorin Andrea Herda Munoz

"Wir lassen uns von den Geschichten inspirieren."


Andrea Herda Munoz

Andrea Herda Munoz

Das Filmfestival Lakino präsentiert zum dritten Mal, in diesem Jahr vom 10. bis 14. Oktober, im Kino Babylon Kurzfilme aus Südamerika. Wir haben uns mit Andrea Herda Munoz, sie ist für die Festivalproduktion zuständig, über den diesjährigen Wettbewerb des Festivals, das Filmland Ecuador und die Filmproduktion in Lateinamerika unterhalten.

Mit Lateinamerika nehmt Ihr Euch das Filmschaffen eines ganzen Kontinents vor. Wie habt Ihr die Filme ausgewählt?

Lakino ist ein internationales Festival, das nicht nur Kurzfilme aus sondern auch über Lateinamerika nominiert und prämiert. Viele der nominierten Filmemacher sind zwar keine Lateinamerikaner, setzten sich jedoch in ihren Filmen thematisch mit Lateinamerika auseinander. Wir haben in diesem Jahr über 850 Filmeinreichungen bekommen. Und zwar aus der ganzen Welt. Davon sind 55 Kurzfilme in diesem Jahr nominiert. Bei der Auswahl der besten Filme ist uns wichtig, dass ihre Produktion nicht länger als zwei Jahre zurückliegt, und vor allem, dass die Geschichten, die sie erzählen, eine bestimmte Einzigartigkeit und Originalität mit sich bringen. Im Vordergrund steht nicht unbedingt das Aufnahmeformat der Kurzfilme; die technische Umsetzung ist stark von finanziellen Mitteln abhängig, eine gute Geschichte spannend zu erzählen jedoch nicht.

Lassen sich Trends erkennen?
Die Auseinandersetzung mit einer älteren Generation bzw. das Altern und der Tod sind Themen, die in diesem Jahr in den Filmen herausstechen. Es sind vor allem junge Filmemacher, die die Kamera auf die Generation ihrer Großeltern richten, sich darin suchen und neu erfinden.

Im Programm sticht der Name Gael Garcia Bernal heraus, der seinen Kurzfilm „Los Invisbles“ im Sonderprogramm „Human Rights“ präsentiert. Hat er den Film eingereicht?
Gael Garcia Bernal ist einer der vielen talentierten Filmschaffenden, die einen Film bei Lakino 2012 eingereicht haben. „Los Invisbles“ dokumentiert die gefährliche Reise durch Mittelamerika, die viele auf sich nehmen, um im Norden ein besseres Leben zu finden.

Gastland in diesem Festivaljahr ist Ecuador mit der Reihe „Ecuador im Fokus“. Wie kam es zu dieser und den anderen Sonderprogrammen?
Es sind letztendlich die eingereichten Filme selbst, die in jedem neuen Jahr dem Festival eine einzigartige Stimmung geben. Wir lassen uns von den Geschichten inspirieren und sind flexibel in der Planung des Sonderprogramms. In diesem Jahr gab es viele Filme, die die Unterdrückung sexueller Diversität thematisieren. „Cross Border“ gibt unterschiedliche Einblicke in homosexuelle, bisexuelle und transsexuelle Gemeinschaften und provoziert einen Raum für Diskussion. Das Sonderprogramm „Human Rights“ soll vor allem den Film als Werkzeug gegen Menschrechtsverletzungen präsentieren. Den Opfern wird eine Stimme gegeben und den Zuschauern eine andere Perspektive gezeigt. Auch hier hätten wir nicht die Möglichkeit, dieses Sonderprogramm zusammenzustellen, wenn nicht die Filmemacher selbst es als wichtig empfinden würden, auf Ungerechtigkeiten aufmerksam zu machen. Dazu möchte das Festival in jedem Jahr Talente aus einem bestimmten lateinamerikanischen Land fördern. Die Menschen in Ecuador wollen sich und ihre Kultur auf der großen Leinwand sehen. Die Nachfrage nach Filmschulen und Produktionsmöglichkeiten steigt an und an Talenten mangelt es nicht. Ecuador hat in der Vergangenheit an Anerkennung gewonnen und produziert sehr gute Filme, das ist der Grund warum es in diesem Jahr „Land im Fokus“ ist.

Euer Vorjahressieger „Luminaris“ von Juan Pablo Zaramella sorgte für Aufsehen und hat zahlreiche Festivalpreise gewonnen. Ist einem Film der diesjährigen Auswahl ein ähnlicher Weg zuzutrauen?
Sicher.

1 2