Kurzfilmtag 2013: Interview-Spezial – Teil 3

Kurz und gut: Interviews zum Kurzfilmtag 2013 - Teil 3


Kulturelle Förderinstitutionen sind wichtig

Maike Mia Höhne kuratiert die Berlinale Shorts.

Maike Mia Höhne kuratiert die Berlinale Shorts.

Frau Höhne, was hat der Kurzfilm dem Langfilm voraus?
Maike Mia Höhne:
Der Kurzfilm lässt die Filmschaffenden freier forschen und gibt ihnen mehr Raum, sich auszuprobieren. Er lässt Statements zu, die in Form und Inhalt experimentell gestaltet sind und ist ein Spielplatz für nicht-klassische Narration. Er untersucht Architektur, Körperlichkeit, spürt Zusammenhänge und Kontexte auf. Über die produktionsökonomischen Vorteile hinaus, kann der Kurzfilm schnell auf gesellschaftspolitische Ereignisse reagieren, als auch die uns bekannte Filmlandschaft nachhaltig und überraschend prägen.

Wie könnte der Kurzfilm in Deutschland besser unterstützt werden?
Ich glaube, da gibt es kein Patentrezept. Ich finde es wichtig, dass es kulturelle Förderinstitutionen gibt, die die Relevanz des Kurzfilmes und die seiner Reichweite erkennen. Schwierig wird es erst, wenn plötzlich Richtlinien erfüllt werden müssen, die den Freiraum nehmen.

Weiterlesen: Ein Rückblick auf die Berlinale Shorts 2012.

Welcher Kurzfilm hat Sie im zurückliegenden Jahr überzeugt?
Monangambeee“ von Sarah Maldoror aus dem Jahr 1969 hat mich wiederholt beeindruckt. Der in Algerien entstandene Film geht mittels einer ungewohnten Ästhetik mit dem Thema der Kolonialherrschaft um. Hier ist übrigens auch die Förderung interessant, da als Filmproduzent erstmals eine politische Institution, die „Conference of Nationalist Organizations of the Portuguese Colonies“, auftritt.

Und das gesamte Berlinale Shorts-Programm von 2013 war für mich natürlich auch wunderbar. Einer der Filme, die dort liefen, „Una Ciudad En Una Ciudad“ („A City Within A City„, Deutschland 2012; Regisseurin Cylixe) hat sich mit urbanen Räumen und deren Aneignung beschäftigt. Wir haben alle ein Recht auf Stadt, wenn wir das wollen, ein Recht auf Verhältnisse, die nicht Geschlechterverhältnisse manifestieren, die einen Rückzug in eine Zeit bedeuten, die auch schon anders war. Der Film der Videokünstlerin Cylixe dokumentiert soziale Missverhältnisse und bewahrt währenddessen seine Haltung.

Wo trifft man Sie am 21.12.2013?
Ich werde im Arsenal Berlin sein – weil ich dort das Kurzfilmprogramm „Die schwarze Sonne im tiefsten Winter – Pilze erhellen die Seele“ zeigen werde. Um 19 Uhr sind alle Kurzfilm-Liebhaber_innen und andere Interessierte herzlich willkommen, sich mit mir auf eine kontemplative Reise zu begeben:
Georges Méliès beginnt den Reigen der Verwandlung. Peter Weiss steigt ein in die Verstiegenheit und Gefühle, die keiner Worte mehr bedürfen und selten so komplex visuell übersetzt worden sind wie in einer Zeit, in der alles filmische Denken das Bild selber betraf. Auf den Geist trifft das Konkrete: ein Paar in der Auseinandersetzung oder auch eine Kakophonie. Tina dreht sich und Marie Menkens entführt uns in die Farbe. Pilze in den Mund! Romeo Grünfelder lässt die Frau ins Wasser steigen und der Flug der Stare ist ein Verweis auf das Kommende. Himmel. Und mit oder ohne Kekse – es gibt Wein und der Abend kann klingen.

Wieso braucht der Kurzfilm Filmfestivals?
Wieso braucht der Langfilm Festivals? Diskussion und Vernetzung sind in und zwischen allen künstlerischen Disziplinen wichtig – zum einen für die Entwicklung der Kunstschaffenden, zum anderen für ihre Werke und den Prozess der Gesamtarbeit. Durch solche Synergien entstehen oft neue Ideen oder gemeinsame Arbeiten, die es ohne die Plattform Filmfestival nicht gegeben hätte.

Die Fragen stellte Denis Demmerle.

Der Kurzfilmtag in Berlin.

Unser Veranstaltungskalender mit Kurzfilmtag-Events und vielem mehr…

Kurz und gut: Interviews zum Kurzfilmtag 2013 – Teil 1 mit Robin Bodenhaupt (ContraVision) und Jürgen Fehrmann (Open Screening & British Shorts).
Kurz und gut: Interviews zum Kurzfilmtag 2013 – Teil 2 mit den sehsüchte-Programmleitern Ann-Fleur Praetorius und Hannes Wesselkämper sowie der Chefin vom Sputnik Kino, Andrea Stosiek.

1 2