7. British Shorts in Berlin

Extravagante Filmvisionen aus Großbritannien



Auch im regulären Programm bietet das Festival eine breite Auswahl an Beispielen aus verschiedenen Bereichen und Genres. In der Tradition des absurden britischen Humors weiß der großartige Zweiminüter „Cool Unicorn Bruv“ (von Ninian Doff) zu unterhalten, der bereits Online eine wachsende Fan-Gemeinde begeistern konnte. „Spoiler Alert“ ist der erste tragikomischen Ausflug in den Filmbereich von The Streets-Gründer Mike Skinner und verdeutlicht metaphorisch anhand eines neurotischen Mannes, dass das Leben nicht planbar ist und gerade die kleinen Dinge dieses erst lebenswert machen. Der mehrfach preisgekrönte Animationsfilm „The Making of Longbird“ ist im Stile einer Mockumentary gehalten. Darin versucht der Trickfilmer Will Anderson einer legendären russischen Zeichentrickfigur augenzwinkernd neues Leben einzuhauchen, wobei er jedoch nicht mit dem eigenwilligen Charakter der Figur gerechnet hat.

Der traditionelle britische Dokumentarfilm als sozialrealistisches Abbild der Gesellschaft ist ebenfalls vielfältig vertreten. In „Bingo“ von Margot Douglas beleuchtet die Filmemacherin dieses ehemals populäre und mittlerweile aussterbende Hausfrauen-Glücksspiel der Arbeiterklasse am Beispiel einer heruntergewirtschafteten Bingohalle. „Pouters“ von Paul Fegan hingegen wirft einen amüsanten Blick auf rivalisierende Taubenzüchter in Schottland und ihre gemeinsame Leidenschaft.

Neben dem umfangreichen Konsum des Filmangebots, lädt das Festival die Besucher zur eigenen Partizipation ein. In einem kostenlosen Workshop können junge Filmemacher gemeinsam das Thema „Journey / Reise“ an Filmbeispielen erarbeiten und eigenständig in einem Kurzfilm umsetzen. Für Filmschaffende, die ihre kurzen Werke mit maximal 25 Minuten Länge einmal dem kritischen Urteil des Publikums ausliefern wollen, bietet das Open Screening eine passende Gelegenheit. Die Filme werden so lange gezeigt, bis die Mehrheit der Zuschauer die Vorführung mit einer hochgehaltenen roten Karte unterbricht – oder eben bis zum Ende genießt.

Henning Koch

British Shorts, 17. bis 20. Januar 2014 im Sputnik Kino, dem Ballhaus Ost und dem Filmkunst 66.

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