12. filmPOLSKA bezieht Stellung

Kino – Ort der Freiheit


Die filmPolska-Eröffnung widmete sich in feinen Zwischentönen der politischen Situation in Polen und feierte gleichzeitig Botschafter des polnischen Kinos. Foto: Denis Demmerle

Die filmPolska-Eröffnung widmete sich in feinen Zwischentönen der politischen Situation in Polen und feierte gleichzeitig Botschafter des polnischen Kinos. Foto: Denis Demmerle

Berlin sieht polnisch. Das 12. filmPOLSKA bietet starken künstlerischen Positionen in der deutschen Hauptstadt eine Bühne. Etablierte Filmschaffende und viel versprechende Talente gastieren in über zehn Spielstätten. Das Motto „Kino – Ort der Freiheit“ ist eine deutliche Antwort auf die aktuellen kulturpolitischen Entwicklungen in Polen.
Überschattet wurde das Festival davon, dass kurz zuvor die amtierende PiS-Regierung Katarzyna Wielga-Skolimowska – Leiterin des Polnischen Instituts in Berlin – abrief. So eine Maßnahme ist besonders problematisch für das Festival, da es eine Produktion des Polnischen Instituts selbst ist. In der Begründung aus Warschau wirft man Wielga-Skolimowska zu viel Nähe zu jüdischen Themen vor. Gemeint war ein Screening des polnischen Oscar-Preisträger Films Ida“ (hier unsere Kritik „Was, wenn es keinen Gott gibt“ zum Film). So eine Aktion ist leider kein Einzelfall. Die rechte PiS-Regierung spricht ganz offen von einer offensiv patriotischen Linie, und tauscht eine Vielzahl von Kulturbeauftragten in In- und Ausland aus.

„Stop singing about the dark times – go!“

Film- und Kulturschaffende sind verunsichert. Etablierte Financiers wie das polnische Staatsfernsehen oder staatliche Fonds scheinen keine Sicherheiten für ein kritisches Kino zu bieten. Private Sender wie BBC-Polen und deutsche Koproduktionen sind mögliche Alternativen.
Nicht minder politisch ist der Festivaltrailer von Agnieszka Polska „I am the Mouth“ (2017). Passend zum deutsch-polnischen Kulturaustausch paraphrasiert sie Brecht:

„In the dark times, stop singing
Stop singing about the dark times – go!“

Agnieszka Polskas entwirft eine Schönheit des Widerstands; ein lustvolles Aufbegehren gegen Patriarch, Unterdrückung und die vermeintliche Handlungsunfähigkeit der KünstlerInnen in Krisenzeiten. Mit einem gewissen Biss und einer bitteren Leichtigkeit spielt sie mit dem Ernst der politischen Situation:
Witz ohne Augenzwinkern.

Wegbegleiter des polnischen Films

Die Eröffnungsfeier ist ein Plädoyer gegen die Töne aus Warschau: Man feiert kulturellen Austausch und poetisches Kino. Wegbegleiter des polnischen Films in Deutschland kommen zur Wort. Mit dem Ehrenpreis wird nicht nur Kino-King Knut Elstermann von radioeins sondern auch das Ehepaar Erika und Ulrich Gregor ausgezeichnet. Das Ehepaar Gregor setzt sich seit den 1960er für die Sichtbarkeit des polnischen Kinos in (West-) Deutschland ein. Damals konnten sie Filmkopien über die polnische Militärmission in den Westen bringen. Nach den Anekdoten der beiden Mitbegründer der Freunde der deutschen Kinemathek ist die Stimmung gelöst. Es ist klar auch Krisen und staatliche Interventionen überlebt das Kino als Ort der Freiheit.

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