12. filmPOLSKA bezieht Stellung

Kino – Ort der Freiheit


Die Familie Beksinski trauert am Grab in "The Last Family". Foto: Hubert Komerski/filmPolska

Die Familie Beksinski trauert am Grab in „The Last Family“. Foto: Hubert Komerski/filmPolska

Katholizismus und Familie

Die prägenden Themen des filmPOLSKAs waren Katholizismus und Familie. Viele der Festivalbeiträge berühren diese beinahe klischeehaft polnischen Themen unter anderem auch The Last Family“ (hier die ausführliche Kritik „Kunst-t-raum im Plattenbauflair“). Jan P. Matuszyńskis Film porträtiert 28 Jahre des renommierten Künstlers Zdzisław Beksiński, doch steht nicht sein künstlerisches Schaffen im Fokus sondern sein Familienleben. In ausverkauften Kinosälen begeistert der ergreifende Film die Kritiker und das Publikum. Der Film wird schon jetzt als zukünftiger Klassiker gehandelt: Ganz klar das Must-See des Festivals. Außerdem sind drei starke dokumentarische Arbeiten aus dem vielseitigen Programm hervorzuheben.

Das Sehen eines guten Films kann das Leben verändern!

“You Have No Idea How Much I Love You” von Pawel Lozinski eröffnete die 2017er Ausgabe von filmPolska!

“You Have No Idea How Much I Love You” von Pawel Lozinski eröffnete die 2017er Ausgabe von filmPolska!

Pawel Łozińskis neuer Film You Have No Idea How Much I love You“ (hier unsere ausführliche Kritik) eröffnete das filmPOLSKA. Der Film des berühmten polnischen Dokumentaristen wirft einen intimen Blick auf eine Familientherapie. Tochter und Mutter versuchen ihre konfliktreiche Beziehung aufzuarbeiten. Minimalistisch reduziert Łoziński die filmischen Mittel auf eine Einstellungsgröße: die Großaufnahme. Łozińskis Kino nimmt die (auto-)therapeutischen Möglichkeiten des Mediums ernst: Er glaubt fest daran, dass das Sehen eines guten Films, das Leben verändern kann, und das treibt ihn an weiter Filme zu machen.

Weihwasser und Stoßgebete

Katholische Exorzisten bändigen junge Frauen. „In The Battle with Satan“ begleitet Regisseur Konrad Szołajski drei junge Frauen, die davon überzeugt sind, vom Teufel besessenen zu sein. Wir lernen ihre unterschiedlichen Probleme kennen: der Kampf mit ihrem homosexuellen Begehren, eine spirituelle Sinnkrise, Konzentrationsschwäche und Versagensängste. Ihr Umfeld und ihre Familien unterstützen sie darin, die Erlösung in den Ritualen des katholischen Exorzismus zu suchen. Die jungen Frauen erfahren zwar kurze Erleichterung, aber nur für wenige Tage. Eine Spirale der Austreibungen beginnt.

Exorzisten, kritische Priester, kirchliche und nicht-kirchliche Therapeuten kommen zu Wort. Es entsteht ein komplexes Bild des Exorzismus im 21.Jahrhundert. Rund 150 aktive Exorzisten praktizieren in ganz Polen heute. Szołajski sieht darin nicht nur eine Krise der Gesellschaft im Verhältnis zur Wissenschaft, sondern auch eine Krise der polnischen Psychiatrie und Psychotherapie.

1 2 3