10. Istanbul DOCUMENTARIST Festival im Juni 2017

BFF on the Road: Kino in finstren Zeiten


documentarist_2017Der erste Ton des Eröffnungskonzertes „Ballad for Syria“ erklingt und Necati Sönmez lehnt sich erleichtert zurück. In nur zwei Monaten haben er und sein Team das zehnte Istanbul DOCUMENTARIST Festival (17. bis 25. Juni 2017) auf die Beine gestellt.

DOCUMENTARIST Festivalgründer Necati Sönmez. Foto: Steffen Moestrup

DOCUMENTARIST Festivalgründer Necati Sönmez. Foto: Steffen Moestrup

„Schon seit Anfang des Jahres war uns klar, dass dunkle Zeiten auf uns zukommen, die auch das Festival betreffen werden.“ Die Entscheidung damals: Sollte das Referendum positiv ausfallen, würde das Festival verschoben oder abgesagt werden. Am Tag nach der Entscheidung hat sich die Crew aus begeisterten Filmemachern und freiwilligen Helfern getroffen und die Stimmung war kämpferisch: „Alle stimmten dafür, das Festival dennoch stattfinden zu lassen! Damit blieben uns zwei Monate Vorbereitungszeit“, erzählt der Gründer des Festivals lachend.

Das DOCUMENTARIST-Team hat vor zehn Jahren eine Kerze angezündet, ein Licht in den immer dunkler werdenden Tagen und erhält dieses Licht weiter mutig am Leben, widersetzt sich der Zensur und das ohne jegliche Unterstützung durch das Kultur- und Tourismusministerium. Als Kompass für diesen geradezu poetischen Kampfeswillen wählt Necati ein Brecht Zitat:

„In the dark times,
will there also be singing?
Yes, there will also be singin’.
About the dark times.“

In der Türkei über Filme sprechen, heißt über Politik zu sprechen – das zeigt auch das Programm des DOCUMENTARIST seit zehn Jahren. Das stetig wachsende Festival kreiert einen freien Raum für junge und etablierte Filmemacher, die sich auf unkonventionelle, experimentelle Wege der Narration begeben – kuratiert stets vor der Folie der Geschichte und Tradition des Dokumentarfilms.

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