Kaboom Animation Festival (29.3. – 5.4.)


Angstfrei und schön wild: Das zum Programm passende Key Visual @ Kaboom

Keine Angst vor der Übertreibung

Wenns echte Kunst ist, dann muss schon ernst geguckt werden. Ein bisschen Weinen schadet auch nicht. Große Filmfestivals haben oft zurecht den Ruf, dass sie vor allem Schweres, schwer Verdauliches, Dramatisches zeigen, weil das als das Non-Plus-Ultra gilt – für lustige oder gar trashige Filme gibts ja die anderen, die kleineren Events. Animationsfilmfestivals bilden hier trotz der unendlichen Möglichkeiten nicht unbedingt die Ausnahme, auch wenn viele durch besondere Programmreihen die Diversität des Mediums abbilden.

Dass es aber eben auch ganz anders und unkonventionell geht, zeigte das diesjährige Kaboom Animation Festival (das man am liebsten KABOOM schreiben würde – wenn schon, denn schon) – vom 29. März bis 5. April lief das wilde und leider durchs Geoblocking dem niederländischen Publikum vorbehaltene Programm virtuell, das neben dem ernsthaften Arthouse-Animationsfilm durchaus auch einen Schwerpunkt auf das Absurde und Überbordende legte und auch einige Musikvideos in den Wettbewerben platzierte. Neben sieben Internationalen Wettbewerben gab es beim Festival beispielsweise ein von Anna Eijsbouts und Paul Bush (THE FIVE MINUTE MUSEUM) kuratiertes „OffBeat“ Animationsprogramm, den Wettbewerb „Bonkers“, einige Jubiläumsprogramme „Zwei Dekaden Niederländische Animation“ und Live-Programme (Talks/Präsentationen) mit so schönen Titeln wie „Tom Brown: How to Sell Out, and Be Happy“ oder „Heartbroken Midnight Madness“, ein interaktives Zoom-Format mit Gaming-Elementen. Überhaupt: Gaming! Kaboom vereint seit 2019 die Stärken der zwei fusionierten Festivals HAFF (dem traditionelleren, alteingesesseneren Holland Animation Film Festival) und KLIK! Amsterdam Animation Festival – das sich auch breitenwirksamen Formen und Verwandten der Animation wie den Comics, Graphic Novels und eben auch den Games zuwandte – und das wurde eben auch in den interaktiven Formaten (u.a. eine Gaming-Runde „Among Us“ statt Afterparty) sichtbar. Das Festival ehrte außerdem Nancy Denney-Phelps, in dem es einen Preis in ihrem Namen ausrief (Nancy kuratierte zudem ein Programm mit wunderbaren Klassikern wie RECI, RECI, RECI von Michaela Pavlatova oder THE TEAT BEAT OF SEX von Signe Baumane). Der Gewinner des Nancy Award – Andrey Khrzhanovsky für THE NOSE OR THE CONSPIRACY OF MAVERICKS – kann sich nun auf ein Weintasting mit der Grand Dame der Animationsfilmkritik und des Animationsnetworkings freuen. Vielleicht war es auch diese Grundatmosphäre, die dazu beitrug, das besonders die verspielteren oder rundheraus absurd-trashigen Filme eine besondere Wirkungskraft entfalten konnten.

In der Folge ein paar bereits liebgewonnene und neu entdeckte Favoriten aus dem Programm:

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