BIFFF 2021: Fantastisches Kino online


© BIFFF 2021

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Das Brussels International Fantastic Filmfestival bringt Fantastisches aus der Filmwelt online

Beim Brussels International Fantastic Film Festival waren alle gut aufgehoben, die sich von Filmen gerne in fantastische Welten verführen lassen, für eine kurze Zeit logisches Denken zur Seite stellen oder sich einfach aufrütteln, erschrecken und gruseln lassen wollten. In diesem Jahr rückte das Festival näher, da es, aus bekannten Gründen, ins Internet umziehen musste. Das BIFFF, das vom 6. bis 18. April 2021 zum 39. Mal stattfand, gilt als eines der größten Festivals für den fantastischen Film weltweit.

Das Programm war reichhaltig in Bezug auf die Herkunftsländer der Filme, aber auch an originellen Filmideen. Liebhaber der Genre Thriller, Horror, Horror-Komödie und Science Fiction kamen definitiv auf ihre Kosten. Das Festival präsentierte eine Auswahl an Werken, die nur vereinzelt in die normale Kinoauswertung kommen wird. Dies liegt nicht an der Qualität der Beiträge, vielmehr bedienen sie Nischenmärkte.

Umso größer war die Gelegenheit, wahre Entdeckungen zu machen – und die blieben nicht aus. Eine große Auswahl an Filmen aus Asien bot vielfältigen Nervenkitzel. Südkorea zeigte sich einmal von seiner guten (Film-)Seite. In BRING ME HOME von Kim Seung-woo kämpft eine Mutter unermüdlich darum, ihren vor Jahren verschwundenen Sohn nach Hause zu holen. In der Zwischenzeit lebt der Junge bei einer Ersatzfamilie von Fischern und Kleinkriminellen, die ihn als Arbeitssklaven missbrauchen. Ein örtlicher Polizist erkennt das Kind aus der Vermisstenanzeige und informiert, anonym, die Mutter. Sein Chef ist auf ungesunde Weise mit den Fischern verbandelt, weswegen seine Bemühungen, die wahre Identität des Jungen aufzudecken, im Keim erstickt werden. BRING ME HOME ist ein spannender Thriller voller unerwarteter Wendungen, der verschiedene soziale Themen umreisst wie die Rolle der Frau in der Gesellschaft, die Stellung von Waisenkindern oder auch Korruption, Armut und Solidarität. Auffällig ist dabei ein gut aufeinander abgestimmtes Schauspielerensemble mit Nebenfiguren, die das Potenzial für Albträume in sich tragen.

Nicht weniger unter die Haut gehen einem die Protagonisten aus VOICE OF SILENCE von Hong Eui-jeong. Die Regisseurin hat ein Sozialdrama konstruiert, das in seinen Überspitzungen, Gewaltdarstellungen und der Ausmalung der Armut an PARASITE von Bong Joon-ho erinnert. Ähnlich wie der Oscar-Preisträger von 2020 hat auch dieser Film eine künstlich und forciert wirkende Ebene, die das Melodramatische übertrieben und kaum erträglich machen. An anderer Stelle fasziniert die Geschichte um zwei verkappte Entführer, die sich widerwillig um das Mädchen kümmern müssen, solange sie das Lösegeld von dessen Vater erhalten dann doch. Einer von ihnen, gespielt vom Star aus BURNING, Yoo Ah-in, ist stumm, lebt mit seiner kleinen Schwester in einer Blechhütte isoliert und taut langsam durch den Kontakt mit dem Mädchen auf. Die schauspielerische Leistung der Nebenfiguren überzeugt in diesem Fall mehr als die des Protagonisten, der schon in VETERAN oder eben BURNING etwas Manieriertes in seinem Spiel hat.

Weiterlesen: Unsere Kritik zu PARASITE von Bong Joon-ho

Auch in THE CLOSET stiehlt das Mädchen im Vordergrund der Geschichte seinem erwachsenen Konterpart, in diesem Falle seinem Vater, die Show. Vater und Tochter ziehen nach dem Unfalltod der Mutter in ein neues Haus mitten im Wald. Dass das Mädchen dort nicht zur Ruhe kommt, sondern vom bösen Geist eines einst brutal misshandelten anderen Mädchen gefangen genommen wird, muss der vielbeschäftigte Architekten-Vater am eigenen Leibe erfahren. Die Geister wollen sich an allen bösen Eltern rächen und ziehen ihre vermeintlichen Leidensgenossen durch den Schrank in ihre heile Welt. Nach allen Regeln der Kunst hat Regisseur Kim Kwang-bin einen spannende Horrorfilm mit angsteinflössenden Geistern geschaffen.

Während HITMAN: AGENT JUN von Choi Won-sub, adaptiert von einem Webtoon, eine eher für das Thriller-Komödien-Fach vertraute Geschichte von einem Spezialagenten, der seinen eigenen Tod vortäuscht, um seinen Traum Comiczeichner zu werden leben zu können, inszeniert, wartet Cho Seul-ye mit DIVA mit einem etwas originelleren Eifersuchtsthriller auf. Die beiden Protagonistinnen sind Freundinnen seit sie Kinder sind. Beide sind Springerinnen, doch die eine ist erfolgreicher als die andere, weswegen zwischen ihnen ein ungesund-gefährlicher Machtkampf entfacht. Viele unerwartete Wendungen halten die Handlung spannend und die Darstellung von Daseinstrübungen hat eine suggestive Kraft.

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