„Klappe Cowboy!“ von Timo Jacobs und Ulf Behrens


Ein Cowboy in Berlin, Foto: achtung berlin

Ein Cowboy in Berlin, Foto: achtung berlin

Personen wie Cowboy

Es fällt auf, dass das diesjährige Achtung Berlin Festival von hellen Köpfen und von solchen, die sich dafür halten, erzählen möchte. Wohlgemerkt möchte, nicht unbedingt kann. So erlebt man Einfaltspinsel und dreiste Aufschneider vor und hinter der Kamera, in den Rollen als auch die Rollen selbst. Es wird geträumt und gehandelt, gekämpft und gezittert, dass es eine Art hat. Vielleicht ist das ja nur konsequent, denn täglich müssen wir uns als Dilettanten behaupten und lassen uns auf Dinge ein, über die wir gar nicht mehr verfügen. Oberflächlich erfassen wir das Neue, hantieren mit Begriffen, die wir kaum übersetzen oder erklären können. So kriegen wir als Publikum auch Filme vorgesetzt von Filmemachern, die ihr Handwerk höchstens vom technischen Aspekt her verstehen. Timo Jacobs bildet mit seinem Streifen „Klappe Cowboy!“ zwar nur bedingt eine Ausnahme, aber wenigstens widmet er sein bespieltes Zelluloid dem Dilettanten als solchen. Der Neuberliner Cowboy (Timo Jacobs) kommt in die Hauptstadt, um einen großen Blockbuster zu drehen.

Auf seinem Weg zum Kassenschlager lernt er die „Künstlerin“ YPS (Yps van Tule) kennen und dreht mit ihr einen artifiziellen Porno. Dabei verliebt er sich in sie und wie könnte es anders sein – er scheitert. Sicherlich, es sind Personen wie Cowboy, die die soziopathologische Qualifikationshörigkeit, die besonders in Deutschland herrscht, ein Stück weit herausfordern. Bedauerlicherweise bestätigt er in seinem ganzen Wesen, dass jemand, unabhänig von seiner tatsächlichen Kompetenz, bei einer Tätigkeit solange als Dilettant gilt, bis er diese nicht professionell ausübt. Zudem hängt die Schöpfungshöhe bei Kreativen direkt proportional mit dem Solipsismus-Grad ihrer Weltinterpretation zusammen, in der nur sie der Meisterschaft würdig sind. Das brachte Sartre schön auf den Punkt, als er meinte: „Wenn zwei Philosophen einander im Treppenhaus begegnen, sollten sie am besten nur ´Guten Morgen!´ zueinander sagen.“ Wenn man Cowboy im Treppenhaus begegnet, sollte man am bestern gar nichts sagen. Es könnte der beinahe pawlowsche Reflex ausgelöst werden, Kontakt zu knüpfen. Sprich Facebook-Adressen, Handynummern und Projektvorhaben auszutauschen. Cowboy wäre mit Sicherheit jemand, der sich melden würde – so um die drei Mal pro Tag. Timo Jacobs und Ulrich Behrend haben sich ein passendes Sujet für ihren mittelprächtigen FIlm ausgesucht, denn er ist in bester Gesellschaft. Ein kompetenter, gutgemachter Film würde in einem solchen Rahmen auffallen und das wäre anstößiger als Inkompetenz.

Joris J.

Klappe Cowboy! Regie:  Timo Jacobs, Ulf Behrens, Darsteller:   Timo Jacobs, Yps Van Tule, Peter Koskowski, Peter Bredin, Adrian Dittus, Kinostart: 12. Juli