„Dicke Mädchen“ von Axel Ranisch


Daniel (Peter Trabner) und Sven (Heiko Pinkowski), Foto: Sehr gute Filme

Daniel (Peter Trabner) und Sven (Heiko Pinkowski), Foto: Sehr gute Filme

Großartig und mutig zugleich

Dicke Mädchen“ ist der Gewinner des new berlin film Award, der Hauptpreis des Wettbewerbs „Made in Berlin-Brandenburg“, den achtung berlin für junges deutsches Kino auslobt. Der Film als solcher ist aus vielerlei Gründen ein Wunder. Werke wie dieses sind in der deutschen Filmlandschaft nicht vorgesehen. Der Gang eines (fast) jeden Filmes folgt sorgfältig getrampelten Pfaden, die die jeweiligen Hochschulen den Filmemachern während des Erlernens ihrer Profession näher bringen. Basis dafür sind über Jahrzehnte gewachsene Beziehungen, die auch als Abhängigkeiten zu bezeichnen wären, zwischen Hochschulapparat und Förderinstanzen, hauptsächlich dem Fernsehen, als wichtigstem Förderer hierzulande. Umso bemerkenswerter ist es, wenn sich eine Ausnahme von der Regel findet, wie im Fall von Axel Ranischs „Dicke Mädchen„, der bewusst ohne Filmcrew und ohne Geld von außen, nämlich mit etwas über 500 Euro entstanden ist. Was nebenbei bemerkt eine weitere Grundthese zum Filmemachen widerlegt – nämlich die, dass guter Film auch gutes Geld kostet.

Statt eines Drehbuchs entwickelte Regisseur Axel Ranisch für seinen Uni-Abschlussfilm an der HFF in Potsdam-Babelsberg eine knapp fünf-seitige Handlungsanweisung, die er gemeinsam mit seinen drei Hauptdarstellern täglich am Set weiterentwickelte. Als Set nutzten die Beteiligten das, was sie hatten, wie den Strand eines nahen Sees, eine Wohnung oder die Straßen Berlins. Sie drehten mit geliehener Kamera und dem Licht/Wetter, das vorhanden war. Vor der Kamera taten die drei grandiosen Hauptdarsteller Ranischs ihr Übriges hinzu und improvisierten aus der vorgegebenen Geschichte heraus, mit der Ranisch den Handlungsrahmen setzte.

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