Fantasy Filmfest-Kritik: „Come Out and Play“ von Makinov


"Come Out And Play": Wer tötet schon Kinder? Foto: MIG

"Come Out And Play": Wer tötet schon Kinder? Foto: MIG

Blutgemetzel mit Urlaubsfeeling

Was für viele Singles ein Trip in die Hölle ist, erweist sich für manche Familien als Paradies auf Erden: All-Inclusive-Urlaub. Wer die lieben Kinderlein mit in die Ferien nehmen muss, ist häufig dankbar, wenn Vollpension und Animationsprogramm den Großteil der elterlichen Pflichten überkompensieren und man endlich auch mal die Füße hochlegen darf. Francis und Beth zählen zu jenen jungen, hippen Paaren, die lieber ohne Kind und Kegel in den Urlaub fahren – mit Ausnahme von dem einen, das Beth noch in ihrem hochschwangeren Bauch mit sich herumträgt. Um den Traum von romantischer Zweisamkeit dennoch perfekt zu machen, geht’s mit einem Motorboot auf eine abgeschiedene mexikanische Insel. Dort erwartet die beiden jedoch nicht nur eine beachtliche Anzahl kleiner Quälgeister, sondern auch eine unheimliche Erkenntnis: Alle Erwachsenen auf der Insel sind verschwunden. Es dauert nicht lange, bis Beth und Francis erkennen müssen, dass jene Kinder dank eines mysteriösen Fluchs zu kaltblütigen Tötungsmaschinen mutiert sind, deren liebstes Ziel – natürlich – die Erwachsenen selbst sind.

Das Regiedebüt „Come Out and Play“ von Filmemacher Makinov (ja, der hat nur diesen einen Namen) lässt sich eingangs viel Zeit bei der Entscheidungsfindung, wie man dieses moralisch zwiespältige Thema am besten spannungsgeladen verpackt. Eine voyeuristische Kamera, die den beiden Hauptfiguren permanent im Nacken klebt, während sie diese tropische Geisterstadt erkunden, ist da zum Einstieg schon ganz vielversprechend.  Wer vorher hin und wieder weggeschaut hat, um nicht unvorbereitet von einer fiesen Schocksequenz getroffen zu werden, hat spätestens ab dem ersten Drittel des Films aber Mühe, die Augen überhaupt offen zu halten. Statt fesselnder Gänsehaut macht sich nun schleichend die Narkolepsie breit. Während Francis mit ansehen muss, wie eine Schar blutrünstiger Minderjähriger einen gebrechlichen Opa abschlachtet, wird er damit nicht nur Zeuge von infantiler Grausamkeit, sondern leider auch von schlampigen Spezialeffekten. Als er und Beth an späterer Stelle auf einen traumatisierten Familienvater treffen, steuert dieser den einzigen und durchaus ausbaufähigen moralphilosophischen Gedankenschnipsel bei: „Wir können uns nicht wehren! Wer kann denn schon ein Kind töten?“ Zwei Minuten später ist weg vom Fenster. Tja, und jetzt?

Come Out and Play“ begnügt sich für den Rest seiner Laufzeit damit, das panische Rumgerenne seiner beiden Hauptfiguren in zahlreichen Varianten durchzuexerzieren. Weil auch das irgendwann öde wird, klauen die beiden schließlich ein Auto und liefern somit zumindest ein paar hübsche Postkartenmotive von diesem paradiesischen Drehort. Ach ja, Urlaub ist schon was Schönes. Aber ein Horrorfilm, der seine Zuschauer mit diesem Gedanken zurücklässt, hat seine Mission offenkundig verfehlt.

Alina Impe