„Love Eternal“ von Brendan Muldowney


"Love Eternal": Ian ist mehr Kreatur als Mensch.

"Love Eternal": Ian ist mehr Kreatur als Mensch.

Was bleibt, wenn wir verschwinden

Ein Sprung, ein Schuss, ein falscher Atemzug, ein giftiger Schluck, eine Schlinge, eine Klinge. Eine Entscheidung. Kein Zurück. Es gibt viele Wege, um das eigene Leben auszulöschen. Verlust, Schmerz, Angst, Einsamkeit, Depression, Sinnleere. Es gibt viele Gründe, um sterben zu wollen.

Ian möchte sterben. Das steht fest. Sein Leben lang hat er sich nie als Mensch gefühlt. Mehr wie eine Kreatur, die unfreiwillig in einem menschlichen Körper wohnt. Mensch sein, das bedeutet sozial sein, Freunde haben, Reden, Lachen, Gefühle und Erfahrungen teilen. Das alles kann Ian nicht. Nicht mit den Menschen, die um ihn herum leben. Aber mit denen, die um ihn herum sterben. Tote Frauen sind es, die Ian menschlich werden lassen. Er will dorthin gehen, wo sie schon längst sind.

Nekrophilie ist die Liebe zu den Toten. Aber Liebe ist auch immer Projektion. Ein Abbild unserer Sehnsüchte, projiziert auf einen anderen Menschen. Ein lebender Mensch kann dieses Bild zerstören, sich anders verhalten, als wir es erwartet hatten. Eine Leiche kann das nicht. Sie kann nicht kränken und sie kann nicht zurückweisen. Sie kann nur daliegen und zuhören, während sie sich ihrem Verfall preisgibt. Eine leblose Puppe, deren fahles Antlitz nur für einen kurzen Moment eine auratische Schönheit umgibt. Bis die Verwesung einsetzt.

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