Fantasy Filmfest-Kritik: „The Pact“ von Nicholas McCarthy


"The Pact": Geister im Zeitalter der neuen Medien. , Foto: Ascot Elite Entertainment Group

"The Pact": Geister im Zeitalter der neuen Medien. , Foto: Ascot Elite Entertainment Group

Maulfaul im Jenseits

Warum machen es Geister einem eigentlich immer so schwer? Ständig diese kryptischen Rätsel, die kein Schwein auf Anhieb versteht und die sich erst mit der Zeit zu einem Ganzen zusammenpuzzeln lassen. Viel einfacher wäre es doch, wenn der Geist eine eindeutige Nachricht hinterlassen würde. Beispielsweise mit einer konkreten Botschaft an einem beschlagenen Spiegel, die da lauten könnte: „Enthülle mein schreckliches Familiengeheimnis!“, „Räche meinen Tod an Person XY!“ oder „Vergiss nicht, die Katze zu füttern!“. Stattdessen wird die betreffende sterbliche Bezugsperson erst einmal mit paranormalen Erscheinungen gequält, bis rauskommt, was der Verstorbene aus dem Jenseits eigentlich will.

Aber mal ehrlich, ohne die investigative Recherche und ohne mysteriöse Rätsel wären solche Geisterfilme doch nur halb so spaßig. Die Protagonistin Annie (Caity Lotz) ist in Nicholas McCarthys Film „The Pact“ genau so eine Figur, die man dafür braucht. Nachdem ihre beiden Schwestern in der Wohnung der kürzlich verstorbenen Mutter einfach verschwunden sind, ahnt sie, dass in dieser Drei-Zimmer-Bretterbude mit Blümchentapete irgendwas nicht ganz koscher ist. Annie, das hübsche Biker-Girl mit stets trotzig rebellierend verzogener Unterlippe, sucht natürlich als erstes Hilfe bei der Polizei. Dort wird ihr ein adretter Detective vorgesetzt, der allerdings auch keine große Hilfe ist und dessen kratzig-heisere Stimme massiv nach Jack Daniel‘s zum Frühstück klingt.

Wenn Geister sich in Horrorfilmen mal blicken lassen, dann meistens nur für einen Bruchteil einer Sekunde – und das ist auch gut so. Schließlich soll nicht zu viel enthüllt werden. Leider gilt diese Weniger-ist-mehr-Weisheit scheinbar nicht für „The Pact„, denn dort lässt sich der Geist öfters in aller Seelenruhe vom Zuschauer begutachten. Nachdem sich Annie Hilfe bei einem blinden Mädchen gesucht hat, das als Geistermedium normalerweise bei völlig kaputten Playstation-Junkies haust, präsentiert sich die Gestalt aus dem Reich der Toten ausgedehnt an der Decke des Apartments und rotiert dabei wie ein Ventilator auf Sparstufe.

Ansonsten beweist „The Pact„, dass das Genre „Gothic Horror“ mittlerweile auch im Zeitalter der neuen Medien angekommen ist, wenn der Geist nicht nur Glühbirnen durchbrennen und Bilderrahmen herabstürzen lässt, sondern sich auch bei Smart Phones und Webcams einschleicht und sogar mal für Google Streetview posiert. Kein Wunder, dass Annie ihr Problem zunächst mit ausgedehnter Internetrecherche lösen will, letzten Endes aber dann doch auf altbewährte Methoden zurückgreift und mit ihrem selbstgebastelten Ouija-Brett erste Erfolge verzeichnen kann. Schon komisch, dass man Untoten mit Fragen immer alles aus der Nase ziehen muss. Aber die haben ja auch alle Zeit der Welt.

Alina Impe

The PactRegie/Drehbuch: Nicholas McCarthy, Darsteller: Caity Lotz, Haley Hudson, Kathleen Rose Perkins, Sam Ball, Casper Van Dien, Agnes Bruckner, Mark Steger

http://www.youtube.com/watch?v=UjBT7z3lhf8