„My Dog Killer“ von Mira Fornay


Marek ist ein junger Rassist und kämpft einen aussichtslosen inneren Kampf. Foto: Mirafox

Marek ist ein junger Rassist, der einen aussichtslosen inneren Kampf kämpft. Foto: Mirafox

Am Ende des Tunnels wartet nichts

Manchmal gibt es einfach keinen Ausweg. Manchmal ist das Licht am Ende des Tunnels kein Licht, sondern nur ein greller Schein, der ins Nichts führt. Ähnlich perspektivlos breitet sich auch das Leben der Protagonisten, alle samt Laiendasteller, in Mira Fornays Drama „My Dog Killer“ („Môj pes Killer„) vor dem Zuschauer aus. Angesiedelt hat Fornay ihre Geschichte in einer namenlosen Provinz irgendwo zwischen der tschechischen und slowakischen Grenze. Hier lebt der 18-jährige Marek (Adam Mihal). Sein Vater besitzt Land und baut Wein an. Und trinkt. Seine Mutter ist vor über zehn Jahren weggegangen, um mit einem anderen Mann zusammen zu sein. Zurück geblieben ist Marek, der sich mit seinem Vater mehr schlecht als recht durch den Alltag schlägt und einer Gruppe Skinheads anschließt. Ihr Hass gilt vor allem den Romas. Als der Vater in Geldnot gerät, braucht dieser die Einwilligung seiner Ex-Frau, um den Besitz zu Geld zu machen. Marek soll sich darum kümmern. Nur widerwillig macht er sich auf den Weg zu seiner Mutter, die mit einem Roma verheiratet ist. Aus dieser Verbindung ist ein weiterer Sohn hervorgegangen, Mareks Halbbruder, gegen den sich zunächst Mareks ganzer Hass richtet. Seine Freunde verlangen von ihm, dass er mit dieser Familie bricht, immerhin passt die Roma-Verwandtschaft nicht so recht ins fremdenfeindliche Bild der Gruppe – und der Hass gegen die Romas ist der einzige Kitt, der diese jungen Menschen zusammen hält.

Mira Fornays Film ist ein düsteres Drama über einen jungen Rassisten, der einen aussichtslosen inneren Kampf kämpft. Immer wieder gerät Marek selbst mit seinen ideologischen Vorstellungen und denen seiner vermeintlichen Freunde in Konflikt. Immer wieder ist er hin und her gerissen zwischen der Sehnsucht nach Familie und Zuneigung und den Ansprüchen, die die Gruppe an ihn stellt. Fornay konzentriert sich aber nicht nur auf die rassistischen Strukturen, die sich in Mareks Freundeskreis breit gemacht haben, sondern zeigt auch wie sie die restliche Bevölkerung durchziehen. Sie fragt, welche Rolle die Familie und die Gemeinschaft dabei spielen, dass so viele junge Menschen rassistischen Bewegungen beitreten.

Dafür hat sie auch mit Laiendarstellern zusammengearbeitet, die teilweise mit den Figuren, die sie spielen, verbunden sind durch Parallelen in ihrem Leben. Gecastet hat Fornay die Darsteller vor Ort. Die karge Mimik von Adam Mihal, der Marek spielt, entfaltet eine Sogkraft. Mal offenbart sein Gesicht eine tiefe Verletztheit. Dann wieder verhärten sich seine Züge und weder sein Umfeld noch der Zuschauer können auch nur erahnen, was in dem Jungen vor sich geht.

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