„Die Karte meiner Träume“ von Jean-Pierre Jeunet


Jeunets "Die Karte meiner Träume" eröffnete das 32. Filmfest München. Den zehnjährigen T.S. Spivet (Kyle Catlett) und seine Mutter (Helena Bonham Carter) verbindet die Liebe zu Wissenschaft. Foto: Filmfest München

Jeunets „Die Karte meiner Träume“ eröffnete das 32. Filmfest München. Den zehnjährigen T.S. Spivet (Kyle Catlett) und seine Mutter (Helena Bonham Carter) verbindet die Liebe zu Wissenschaft. Foto: Filmfest München

Entdecker und Fantasten

Saftig grüne Wiesen, ein Vintage-blauer Himmel und mitten rein getupft in diese idyllische Landschaft stehen ein rotes Haus, eine Scheune und eine Wäscheleine. Die Kulisse von „Die Karte meiner Träume“ mutet an wie ein Polaroid-Bild und ist die Heimat von T.S. Spivet und seiner außergewöhnlichen Familie.

T.S. verlebt eine Kindheit in idyllischer Einöde auf einer Ranch mitten in Montana. Während der 10-jährige außergewöhnlich intelligent ist, aus den alltäglichsten Dingen Experimente macht und alles in Zeichnungen und Karten visualisiert, ist seine Familie ganz anders. Der Vater von T.S. ist eher ein Macher und eigentlich ein Cowboy, der sich vehement der Moderne verweigert und somit 100 Jahre zu spät geboren ist. Seine ältere Schwester Gracie ist einfach nur genervt davon, mit ihrer Familie mitten im Nirgendwo festzusitzen und träumt davon irgendwann ein Star oder wenigstens Miss America zu werden. Layton ist T.S. Zwillingsbruder und trotzdem der vollkommene Gegensatz: er hat weniger Grips als Muskeln, ist durch und durch ein Naturbursche und deswegen der Liebling des Vaters. Allein die Mutter, die beständig in lateinischen Fachtermina spricht, und T.S. haben eine Verbindung und Ähnlichkeiten miteinander. Auch wenn sie etwas verwirrt und geistesabwesend wirkt, forscht sie an Insekten und ist so ebenfalls eine Wissenschaftlerin wie ihr Sohn.

T.S. Abenteuer beginnt, als das Küchentelefon klingelt. Am anderen Ende der Leitung ist das renommierte Smithsonian Institute. Herr Spivet hat mit seinem formidablen Perpetuum mobile den begehrten Baird Preis gewonnen und soll nun zur Preisverleihung nach Washington reisen. T.S. ist vollkommen überrumpelt: auf keinen Fall darf jemand erfahren, dass er nur ein Kind ist. So verstrickt er sich in Lügen, um den Termin in Washington nicht absagen zu müssen.

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