„Hannas Reise“ von Julia von Heinz


In "Hannas Reise" konfrontiert Regisseurin Julia von Heinz die BWLerin Hanna (Karoline Schuch) mit der Wahrheit hinter den Hochleistungslebensläufen. (c) Goodmovies

In "Hannas Reise" konfrontiert Regisseurin Julia von Heinz die BWLerin Hanna (Karoline Schuch) mit der Wahrheit hinter den Hochleistungslebensläufen. (c) Goodmovies

Aus Stromlinien ausbrechen

Hanna (Karoline Schuch) ist die prototypische BWL-Studentin, die ihren Fokus auf die Karriere legt. Ihr Studium neigt sich dem erfolgreichen Ende entgegen, nun will nur noch der Traumjob eingetütet werden. Als Hanna mit etlichen anderen beim Vorstellungsgespräch auf ihre Chance wartet, einen guten Eindruck zu machen, wird sie panisch. Alle haben gute Noten und einen makellosen Lebenslauf – wie soll sie da aus der Masse herausstechen? Sie beschließt kurzerhand ihren Werdegang mit sozialem Engagement aufzupolieren. Schließlich arbeitet ihre Mutter für Aktion Friedensdienste und wird ihr schon helfen, die Karriere voranzutreiben.

Als Hannas Mutter sich weigert, ihr eine Bescheinigung auszustellen, ohne dass Hanna etwas dafür getan hat, lässt sie sich gereizt auf den mütterlichen Vorschlag ein. Sie geht tatsächlich nach Israel, um dort mit Behinderten zu arbeiten. Widerwillig muss die Studentin allerdings ihren Freund in Berlin zurücklassen, mit dem sie gerade ihre gemeinsame Wohnung einrichtet und die Zukunft plant. Im Behindertendorf angekommen, in dem Hanna arbeiten soll, läuft es nicht wie erhofft und als sie in ihrer zugemüllten WG eintrifft, wo sie unter anderem mit einer extrem linkspolitischen Aktivistin hausen soll, ist sie endgültig bedient. Da helfen nur noch Skype Gespräche, um sich bei ihrem Freund zu Hause in Berlin auszukotzen.

In Israel angekommen trifft Hanna (Schuch) auf Itay (Doron Amit), der ihr zu respektlos mit der deutsch-jüdischen Vergangenheit umgeht. (c) Goodmovies

In Israel angekommen trifft Hanna (Schuch) auf Itay (Doron Amit), der ihr zu respektlos mit der deutsch-jüdischen Vergangenheit umgeht. (c) Goodmovies

Schnell bemerkt Hanna den Unterschied zwischen der Lebenssituation in Berlin und der in Tel Aviv, wo es Luftschutzbunker auf der Arbeit gibt und jederzeit mit einem Bombenangriff gerechnet wird. Neben der Arbeit mit Behinderten trifft Hanna regelmäßig eine Holocaust-Überlebende. Als sie bei einem der Treffen erfährt, dass die rüstige Dame bereits ihre Mutter in jungen Jahren kennengelernt hat, wird sie neugierig und stößt neben der Vergangenheit ihrer Mutter auf die gesamte Familiengeschichte. Hanna kann sich einer Konfrontation nicht mehr entziehen, wie sie es über Jahre hinweg zu tun pflegte.

In der Behinderteneinrichtung ist Hanna dem attraktiven Itay (Doron Amit) unterstellt, der sie offensiv anbaggert und Witze über den Holocaust macht, die der verklemmten Deutschen so gar nicht in den Kram passen. Obwohl sie sich zunächst abweisend und kühl gibt, kommen sich die beiden bald näher, sodass Itay Hanna sogar von seinen gescheiterten Träumen berichtet. Die Erlebnisse und Begegnungen in Tel Aviv lassen Hanna immer mehr an dem zweifeln, was sie in Berlin zurückgelassen hat: ihren Freund, ihre Zukunftspläne. Will sie das alles wirklich noch? Die Situation zwischen Itay und Hanna driftet vollkommen ins Ungewisse ab, als Itay an einem Abend in der WG empört enttarnt, dass die Mitbewohner allesamt den Freiwilligendienst als Karriereantrieb missbrauchen.

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