„Hannas Reise“ von Julia von Heinz



Hannas Reise“ beschäftigt sich nicht primär mit den schrecklichen Geschehnissen des Holocaust, sondern nähert sich dem Thema eher über einen Umweg. Der Film stellt viel mehr in Frage, wie wir heute mit den Verbrechen umgehen können, die unsere Groß- oder Urgroßeltern begangen haben. Ist unsere Auseinandersetzung die richtige und wem geht es dadurch besser, wenn wir einen todernsten Blick aufsetzen, sobald die Worte Holocaust und Jude erklingen?

Die Reise führt den Zuschauer in eine Begegnung der beiden Kulturen, die den Holocaust maßgeblich geprägt haben. Die junge Hanna will ihrer Rolle als reumütige Deutsche gerecht werden, während sie auf den für sie unkonventionellen Umgang der Juden mit ihrer tragischen Vergangenheit trifft. Unverhofft empfangen sie die Israelis mit offenen Armen und belächeln sogar teilweise ihre Einstellung. „Hannas Reise“ ist kein Plädoyer für ein Umdenken darüber, wie man den Holocaust aufarbeitet. Sondern appelliert eher an die Phase des Andersdenkes im Privatleben, das bei vielen Mittzwanzigern mit dem Uniabschluss einsetzt. Ist der Weg, den ich gehe, der richtige für mich? Was erwarte ich vom Leben?

Hanna (Schuch) und Itay (Amit) lernen sich kennen und den anderen zu verstehen. (c) Goodmovies

Hanna (Schuch) und Itay (Amit) lernen sich kennen und den anderen zu verstehen. (c) Goodmovies

Auf dem Weg zu sich selbst findet Hanna Wesentliches über ihre familiäre Vergangenheit heraus, die alles Bisherige und vor allem ihre Mutter in einem vollkommen anderem Bild erscheinen lassen. So muss sie aus ihrer bequemen Stromlinienförmigkeit ausbrechen und sich zwischen Berlin und Tel Aviv selbst finden.

Hannas Reise“ vereint die in den beiden Kulturen unterschiedliche Aufarbeitung des Holocaust mit den persönlichen Sorgen junger Erwachsener aus Deutschland und Israel. Regisseurin Julia von Heinz zeigt realitätsnah, wie es junge Menschen (über-)fordern kann, sich beidem gleichzeitig zu stellen.

Cindy Böhme

Hannas Reise„, Regie: Julia von Heinz, Darsteller: Karoline Schuch, Doron Amit, Lore Richter, Max Mauff, Kinostart: 23. Januar 2014, DVD-Start: 25. Juli 2014

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