„Huba“ („Parasite“) von Anka und Wilhelm Sasnal


Drei Menschen aus drei Generationen stehen im Mittelpunkt von "Huba" ("Parasite"). Foto: filmpolska

Drei Menschen aus drei Generationen stehen im Mittelpunkt von „Huba“ („Parasite“). Foto: filmpolska

Fragmente des Menschseins

Anka und Wilhelm Sasnal, in Polen vor allem aus der Kunstszene bekannt, haben mit ihrem dritten Langfilm „Parasite“ ein eindringliches und zärtliches Portrait des Menschseins geschaffen. Essayistisch nähert sich der Film mit einer fast losgelösten Kamera an drei Menschen an, die in einer polnischen Industriestadt leben. Ein greiser Fabrikarbeiter, der mit knöchernem Körper seine täglichen Routinegänge durchläuft. Eine Frau, gerade Mutter, geworden und ihr hilfloser Säugling.

Das schwere Atmen des alten Mannes verbindet sich mit dem Tagesanbruch. Fabriken, die in den Himmel wachsen, Schornsteine, die unaufhörlich rauchen, bilden die Kulisse der engen Wohnung, die er mit einer Frau – wahrscheinlich der Tochter – und ihrem Baby teilt. Die Kommunikation läuft wortlos. Einzig der Säugling schreit und bedarf der Hilfe von beiden. Essen wird zu einem Mittel, die eigene Existenz aufrechtzuerhalten oder sie zu kommentieren: Der alte Mann zwingt sich und seinen ausgetrockneten, von jahrzehntelanger Arbeit geschundenen Körper zu einem Schluck Wasser oder bereitet sich fast mit letzter Kraft einen weißlichen Brei zu, dessen Blubbern seine Tagesroutine einleitet. Die Frau – im Kampf mit ihrer Rolle als Mutter – kaut selbstvergessen mit abschweifendem Blick an ihrem Abendessen. Der spürbaren Enge versucht sie mit Gesten, nicht mit Worten, zu entkommen. Cornflakes werden aus der Tüte in den Mund geschoben, während das Gesicht vom laufenden Fernseher halb verdeckt und bunt beleuchtet wird. Spaghetti werden trotzig in den Rachen gestopft oder landen auf dem Boden, wo sie sich wurmartig zu winden scheinen.

Ungewohnte Ausschnitte und Perspektiven werden von Alltagsgeräuschen auf der Tonspur ergänzt oder kommentiert. Manchmal ist nur eine Schulter im Bildrand zu sehen, die sich bei der Zubereitung von Essbarem rhythmisch bewegt. Der Säugling weint. Nackt auf dem bloßen Körper der Mutter, der hügelig wie eine Landschaft wirkt, findet er die Geborgenheit, die er einzufordern weiß. Die Stelle, an der der kleine Körper auf den großen trifft, bewegt sich mit dem angestrengten Saugen des Babys.

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