„Huba“ („Parasite“) von Anka und Wilhelm Sasnal
Ausbruch aus der Monotonie
Der Mensch wird auf verschwimmende Bildausschnitte reduziert, fragmentiert und wirkt dadurch fast unerträglich nah. Bild und Ton verbinden sich organisch zu einem synästhetischen Spiel: Im Park ist das zähe, konstante Quietschen einer Schaukel zu hören. Kreisrunde Bewegungen nähren die gefühlte Monotonie, wenn ein fast schwindelerregender 360°- Schwenk immer wieder Mutter und Kind auf ihrem Weg durch den Park erfasst. Dann der Ausbruch: In einem Akt der Befreiung lässt sie das Baby zu Hause und verbringt den Abend nicht als Mutter, sondern als Frau unter Massen von Menschen. Eine der zärtlichsten Szenen zeigt den Alten mit dem schlafenden Baby im Arm in der Badewanne. Wieder treffen zwei Menschen in ihrer nackten Existenz aufeinander und schließen den Kreis des menschlichen Daseins.
Die Filmemacher geben keine in sich geschlossene Erzählung vor. Sie konzentrieren sich auf Bruchstücke. Der Film wird dabei nie moralisch: Offen für eigene Gedanken und Empfindungen, fordert er mit seiner radikal eigenen Ästhetik gleichzeitig konventionelle Seh- und Hörgewohnheiten heraus.
Deniz Sertkol
„Huba“ („Parasite„), Regie (und Drehbuch): Anka und Wilhelm Sasnal, Darsteller: Joanna Drozda, Jerzy Gajlikowski, Wojtek Słowik