„Mr. Turner – Meister des Lichts“ von Mike Leigh



Statt einer reinen Nacherzählung von Turners Leben in chronologischer Aneinanderreihung konzentriert sich Regisseur Mike Leigh auf einen atmosphärischen Eindruck der letzten Schaffensperiode des berühmtesten englischen Malers. Er verzichtet darauf, die durchaus spannenden Anfänge Turners zu erzählen, der als Autodidakt bereits im Alter von 14 Jahren Stipendiat der Royal Academy wird. Und er verzichtet ebenfalls darauf, den Gründen für Turners Faszination für dramatische Naturszenen, Wasser und Schiffe tiefgreifend nachzuforschen. Das ist an einigen Stellen bedauerlich, aber auch konsequent. Leigh will Turners Biografie nicht einfach runter erzählen, sondern macht vielmehr das Wesen des von ihm verehrten Malers aus seiner Sicht erfahrbar.

William Turner hatte eine ganz besondere Vorliebe für Naturszenen. Foto: 2014 PROKINO Filmverleih GmbH

William Turner hatte eine ganz besondere Vorliebe für Naturszenen. Foto: 2014 PROKINO Filmverleih GmbH

Beim diesjährigen Festival de Cannes war „Mr. Turner“ einer der cineastischen Höhepunkte. Für seine knorrige und spröde Interpretation des großen englischen Malers wurde Timothy Spall („Harry Potter“, „The King`s Speech“) völlig verdient als bester Darsteller ausgezeichnet. Denn dass der Zuschauer des ewigen Grunzens selbst nach den 149 Filmminuten nicht überdrüssig ist und dem wortkargen Charakter bis zum Ende gefesselt folgt, ist eine echte Leistung.

Gepaart mit feiner Musik und sensationellen Landschaftsaufnahmen von Kameramann Dick Pope („The Illusionist“, „Vera Drake“), welche die Gemälde Turners lebendig machen, ist dieser Film ein absoluter Augenschmaus. Und ein heißer Kandidat für die Oscar-Verleihung 2015. Wer noch tiefer in Turners Spätwerk einsteigen will, dem sei abschließend die Sonderausstellung „Late Turner – Painting Set Free“ ans Herz gelegt, die noch bis zum 25. Januar 2015 in der Tate Britain zu sehen ist.

Verena Manhart

„Mr. Turner – Meister des Lichts“ Regie: Mike Leigh, Darsteller: Timothy Spall, Paul Jesson, Dorothy Atkinson, Kinostart: 6. November 2014

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