SONGS FOR JOY von Jan Becker

Wenn Musik glücklich macht
Die Pandemie hat viel verändert und gezeigt: Einsamkeit ist längst kein Einzelfall mehr. Zudem sind die Nachrichten voll von täglichen Schreckensmeldungen und die Zukunft wirkt unsicher. Der Dokumentationsfilm SONGS FOR JOY kommt da genau zum richtigen Zeitpunkt. Er zeigt, dass Musik Zusammenhalt hervorbringen kann und lässt für einen Moment alle Sorgen vergessen.
Die Musiker Jacques Palminger und Carsten „Erobique“ Meyer hatten die maßgebliche Idee für das musikalische Mitmachprojekt – Menschen reichen ihre selbstgeschriebenen Texte ein, die persönliche Geschichten erzählen. Diese werden von unterschiedlichen Künstler:innen auf einer Bühne vor einem breiten Publikum musikalisch interpretiert.
Liebe als Utopie
Jacques Palminger, Carsten „Erobique“ Meyer und weitere Beteiligte berichten in ihrer Dokumentation über das Projekt „Songs of Joy“, das ihnen sehr am Herzen liegt. Vierzehn Tage bereiten sie sich gemeinsam mit Musiker:innen in der Immanuelkirche im Hamburger Stadtteil Veddel vor, um bei einem Konzert im Deutschen Schauspielhaus Hamburg einen gelungenen Auftritt zu haben. In BUENO VISTA SOCIAL CLUB-Manier sind es Jaques, Carsten und die Musiker:innen, die von dem Engagement schwärmen, aber auch schildern, wie viel harte Arbeit dahintersteckt. Die Texter:innen erzählen über ihre einzigartigen Geschichten und Erlebnisse. Sie thematisieren größtenteils die Liebe, aber auch kleine Dinge in Leben: So kann auch ein paar Rollschuhe Anlass und Thema eines Songs werden. Immer wieder steht das Ensemble auf der Bühne, das dank seinem musikalischen Talent überzeugt und große Gefühle zulässt – im stetigen Wechsel der Bilder, die gleichzeitig zwei unterschiedliche Handlungsstränge zeigen.
Die Menschen in der Dokumentation sind unglaublich liebevoll, sympathisch und diplomatisch mit- und zueinander, sodass man sich kurz fragt – ist das nicht utopisch? Ein wenig kitschig ist es schon – Kitsch wird im Film übrigens auch thematisiert – aber genau dadurch wird das Projekt interessant und relevant. In SONGS OF JOY teilt jede Person ihren Herzenswunsch und bringt sich mit ganzer Seele ein. Abseits von Hass und Neid bilden sie eine Gemeinschaft, die ihrer Leidenschaft folgt und allen Menschen eine Bühne zu gibt. Niemand bleibt außen vor, alle lernen voneinander und lassen sich von der Musik des anderen inspirieren.
Die Protagonist:innen lieben ihre Geschichten, genießen das Musizieren und teilen ihre Begeisterung und Freude mit den Zuhörenden. Nicht jedes Lied muss perfekt sein, Fehler dürfen auf der Bühne passieren. Das macht SONGS FOR JOY zu einem Gegenentwurf einer Leistungsgesellschaft, in der Fehler nicht gerne gesehen werden. Hier entsteht Musik von allen für alle.
Der Dokumentationsfilm SONGS FOR JOY eröffnet eine ganz besondere Perspektive zu Kunst, Gesellschaft und zum Leben. In der aktuellen instabilen Lage, in der wir uns befinden und über unsere Zukunft nachdenken, ist es geradezu einladend, eine Gruppe aus Menschen zuzusehen, die mit ihrer Musik Freude verbreiten. Es macht großen Spaß, den Musiker:innen zuzuschauen und bei dem ein oder anderen Lied mitzusummen.