transmediale.11 im Haus der Kulturen der Welt


Kolgen "Injecte" im Rahmen von "Live:Response"

Kolgen "Injecte" im Rahmen von "Live:Response"

Gediegenheit contra Medienwandel

Die transmediale.11 widmet sich als internationales Festival für Kunst und digitale Kultur vom 1. bis 6. Februar 2011 im Haus der Kulturen der Welt in Berlin den radikalen Veränderungen unseres digitalen Zeitalters. Mit dem Titel „Response:Ability“ ruft die transmediale.11 zur gemeinsamen Reflexion darüber auf, wie wir heute mit und im Internet leben. Denn, so die Kuratoren: „Das Netz als gesellschaftliche Handlungszone wird immer mehr zu einer umkämpften Ressource.“ Gleichzeitig führt der Aufstieg von sozialen Netzwerken, die neue Qualität mobiler Kommunikationstechnologien und Echtzeitmedien zu einer zunehmenden Liveschaltung und Vernetzung unserer Gesellschaft. Die transmediale.11 hinterfragt welche Handlungsmöglichkeiten nach der Ära Web 2.0 für Internetnutzer bestehen, um auf diese Entwicklungen zu reagieren. Hierfür wurden rund 170 Künstler, Wissenschaftler und Medienaktivisten versammelt, die vor diesem Hintergrund im Haus der Kulturen der Welt und an 20 weiteren Satellitenorten eine interdisziplinäre Plattform mit Kunstwerken, Vorträgen, Performances, Workshops und, besonders interessant für uns, Screenings erschaffen.

Mit insgesamt fünf verschiedenen Programmbereichen und einem parallel stattfindenden, angeknüpften Festival (CTM.11 – club transmediale oder Festival for Adventurous Music and Related Visuals Arts), versuchen Kuratoren und Künstler, Wissenschaftler und Medienaktivisten nicht nur ein Bild des aktuellen Zustands zu kreieren, sondern auch zu hinterfragen. So entsteht in der Open Zone eine gesellschaftliche Versuchsanordnung  mit Experimentierräumen im Foyer des HKWs. Eine Modellstadt, in der die strategischen Voraussetzungen einer offenen Internet-Kultur untersucht und für die Besucher erfahrbar gemacht werden.

Das Film- und Videoprogramm SyncExistence zeigt in elf kuratierten Film- und Videoprogrammen 58 zeitgenössische und historische Werke, die verdeutlichen, wie das Kino durch die Montagetechnik das im 20. Jahrhundert charakteristische Gefühl von Gleichzeitigkeit, Allgegenwärtigkeit und Beschleunigung befördert hat, welches heute mit dem Internet seine Potenzierung erfährt. Gezeigt werden Arbeiten von u.a. Lynn Hershman Leeson, Ho Tzu Nyen, Sergei Komarov Wolf Vostell und das Filmprojekt ArabShorts.

Filmszene: "2026"

Filmszene: "2026"

Entgegen dem vermeintlichen Bild der Hackerkultur beschäftigen sich prozessbasierte und performative Kunstwerke in der  HacKaWay Zone mit einer De- und Rekonstruktion neuer, alternativer Wirklichkeiten. Außerdem wird es ein Performance Programm unter dem Titel „Live:Response“ geben, welches sich an den Schnittstellen zwischen Realwelt und Mediensphäre, Liveness und Reproduktion, Virtuellem und Physischem bewegt. Es präsentiert vielfältige Spielarten der Interaktion des menschlichen Körpers mit Medienformationen, sowie den Umgang mit Archiven der Erinnerung und den beständig anwachsenden Reservoirs verfügbarer audiovisueller Medieninhalte. Und um dem sechs-tägigen Happening neben Installationen, Konferenzen („Body: Response“ – Biomediale Politik im Zeitalter der digitalen Liveness) und anderen Kunst-Hybriden ein wenig Simultanität, Bewegung und schnelleres Springen von A nach B zu ermöglichen, gibt es am 5. Februar als Sahnehäubchen eine Award Ceremony im HKW mit insgesamt drei verschiedenen Auszeichnungen. Tipp: Am besten schon vorher alle Orte per Smart Phone navigieren.
Text: Carolin Weidner

transmediale.11, Haus der Kulturen der Welt, 1. bis 6. Februar, Programm unter: www.transmediale.de