„Violette“ von Martin Provost


Martin Provost Biopic "Violette" beleuchtet das Leben der Schriftstellerin Violette Leduc (Emmanuelle Devos, links und hier mit Sandrine Kiberlain.) Foto: Kool Film.

Die Schriftstellerinnen Violette Leduc (Emmanuelle Devos, links) und Simone de Beauvoir (Sandrine Kiberlain) freunden sich an. Foto: Kool Film.

Eine ungewöhnliche und produktive Freundschaft entsteht zwischen den beiden Frauen. Die Schaffensprozesse von Violette und Simone parallelisiert der Film immer wieder. Obwohl Violettes erste Werke hoch gelobt sind, erreichen die nur einen kleinen, exklusiven Leserkreis. Eines ihrer Werke, das über sexuelle Erfahrungen im Mädcheninternat berichtet, wird nur zensiert veröffentlicht. Violette fühlt sich verstümmelt, während Simones Bücher immer mehr Anklang finden. Eines haben die beiden Frauen dennoch gemeinsam: sie kämpfen unermüdlich für die Auflösung von Geschlechterrollen und Sexualitätszuordnungen.

Violettes grundlegendes Lebensgefühl von Einsamkeit und Verlassenheit keimt immer wieder auf und droht sie zu brechen, bis ihre Bücher in den 60ern mit den feministischen Bewegungen schließlich ein breites, emanzipierteres Publikum erreichen.

Der in Kapitel gegliederte Film überzeugt vor allem durch detaillierte Kostüme und Kulisse, die einen in das Frankreich der Bohème versetzen. Obwohl die Kulisse stets farblos ist, wirkt sie ästhetisch und verdeutlicht die Tristesse und Zweifel, die so sehr Künstlerexistenz und Leben von Violette Leduc bestimmen. Der Film ist besonders spannend für Literaturkenner und interessierte Laien, da er das Netzwerk der französischen Literaturgrößen der Nachkriegszeit um de Beauvoir, Satre, Camus und Co. beleuchtet. Zusätzlich ist „Violette“ eng in die Geschichte des Emanzipationskampfes der Frau verwoben.

Weil der Film Violette Leduc vom ersten Schreibversuch bis zur durchbrechenden Aufmerksamkeit begleitet, muss der Zuschauer allerdings dazu bereit sein, ganze zweieinhalb Stunden im Kinosessel Platz zu nehmen. Das größte Problem daran dürfte jedoch die beständige Wiederholung und der Kreislauf der Umstände Violettes sein: sie fühlt sich ausgestoßen, versinkt in diesem Leid, schreibt, ist lange nicht erfolgreich und fühlt sich ausgestoßen. Das stellt die Geduld auf die Probe. Eine dramaturgische Verdichtung Provosts hätte dem Biopic gut getan.

Cindy Böhme

Violette„, Regie: Martin Provost, Darsteller: Emmanuelle Devos, Sandrine Kiberlain, Olivier Gourmet, Catherine Hiegel; Kinostart: 26. Juni 2014

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