Türkische Filmwoche Berlin


Filmszene: Men On The Bridge

In den letzten Jahren hat sich am Bosporus eine Filmindustrie entwickelt, in deren Fahrwasser der türkische Autorenfilm neue Chancen bekommt. Mittlerweile werden in der Türkei jährlich 70 Spielfilme für das Kino hergestellt. Das türkische Arthauskino steht auf internationalen Festivals im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit, zuletzt Semih Kaplanoğlus´ „Honig“ (Bal), der auf der letzten Berlinale den „Goldenen Bär“ gewann.

Zum achten Mal zeigt die Türkische Filmwoche Berlin, die vom 3. bis 12. Juni in den Kinos Babylon-Kreuzberg, Broadway und Cinéma Paris stattfindet, wie sich türkische Filmemacher ihrem Land zwischen Unterhaltung, Autorenkino und politischem Film nähern. Eröffnet wird das Festival am 3. Juni im Cinéma Paris von Klaus Wowereit, der wiederholt die Schirmherrschaft übernommen hat. Als Eröffnungsfilm läuft die deutsch-türkische Koproduktion „Takije – Im Gottes Namen„, im Programm laufen insgesamt 17 Spielfilme.

Dieses Jahr stehen persönliche Geschichten im Vordergrund, die von verbotenen Liebschaften, Freundschaften, kleinen Sehnsüchten, großen Träumen und anderen Herzenssachen berichten, wie uns Filmwoche-Leiter Selcuk Sazak im Interview berichtete. Vor dem Hintergrund kontrovers diskutierter Fragen nach religiösen, ethnischen und sozialen Identitäten geht es um die Details zwischenmenschlichen Miteinanders, unterfüttert von subtiler Ironie und burleskem Witz. Nicht wenige Filme sind behutsame Inszenierungen und atmosphärisch dichte Portraits von Stadt, Land und Leuten.

Um das Verhältnis zwischen alt und jung geht es in zwei Filmen: „10 VOR 11„, der einen kauzigen Rentner zeigt, der in seiner vom Abbruch bedrohten Wohnung um seine seit den 1950er Jahren aufgebaute „Sammlung“ alter Tageszeitungen fürchtet. Ein ungewöhnliches Istanbul-Portrait, gleichzeitig eine einfühlsame Reflektion über Vergänglichkeit. „In der Dunkelheit“ nimmt das Verhältnis zwischen türkischen Müttern und ihren Söhnen am Beispiel des Mittdreißigers Egemen mit burleskem Charme aufs Korn. Das beängstigende, manchmal auch komische Psychoduell zwischen Mutter und Sohn stammt von Çağan Irmak, dem das Festival eine Mini-Retro widmet. Mit dabei ist die Familiensaga „Mein Vater und mein Sohn„, die 2005 in der Türkei zu einem 3,2-Millionenerfolg wurde.

Das gesamte Programm zum Download und hier einige Tipps zum Programm von Lukas Foerster von den Kollegen vom Überbau-blog.

Auf der Pressekonferenz im Broadway-Kino erzählen Filmwochenleiter Selcuk Sazak (rechts) und Pressessprecher Bernd Buder von der Idee hinter der Veranstaltung, den Themen und Inhalten des aktuellen türkischen Films.