Fantasy Filmfest Nights 2011 im Cinestar


Filmszene: "Troll Hunter"

Filmszene: "Troll Hunter"

Als in der Reiseliteratur der Spätaufklärung der Kampf zwischen Sinnlichkeit und Nutzen platzte, der Differenz von persönlicher Erfahrung und allgemeiner Erkenntnis, war noch nicht absehbar, dass damit der Grundstein für das Science Fiction und Fantasy-Genre gelegt wurde. Am 19. bis 20. März darf diese in jedem von uns wohnende Differenz bei den Fantasy Filmfest Nights 2011 im Cinestar Sony Center geprüft werden.

Der Eigenbrötler ist als Person begrenzt, jedoch als Adept eine Referenz. Jedes Mal wenn sich das öffentliche Leben drastisch wandelt und geschichtsträchtige Ereignisse unser Bild der Welt auf eine Probe stellen, folgen sie auf stetigem Fuße: die Verschwörungstheorien. Seien es Vulkanausbrüche, Reaktorunfälle, tote Staatsoberhäupter und die Mondlandung. Immer werden sich Dutzende von Autoren, Blogs oder Youtube-Beiträge darauf stürzen und eine Geschichte präsentieren, die nicht nur spannender, sondern auch plausibler erscheint. Dahinter verbirgt sich der unterbewusste Wunsch allzu willkürliche Gewalt einen Sinn zu geben und Unmöglichkeiten zu kostümieren. Der Adept gewinnt so die Möglichkeit an der zunehmenden Perfide ökonomisierter Aufmerksamkeit teil zu haben und der Leser kann zwar von Angst erfüllt, aber dennoch beruhigt und dümmer in den Alltag zurückkehren.

Nun war es nur eine Frage der Zeit, bis auch mal Trolle „vertopsecretisiert“ werden. Mit UV-Flash und blökenden Schafen wird in „Troll Hunter“ (André Øvredal) gegen die gar nicht mal so kleinen Ungeheuer vorgegangen. Fjordlandschaften bestechen durch ihre karge Schönheit. Drei Studenten und ein durchgeknallter Trolljäger irren mal forschend, mal gejagt durch die Einöde und als Zuschauer wohnt man nicht nur einem der originellsten Fantasyfilme der letzten Jahre bei, sondern erliegt auch einer wohltuenden Bauchmuskelzerrung, die den ganzen Nine-Eleven-Conspiracy-Mist hinwegfegt.

Es kam die Zeit, da musste einmal aufgeräumt werden mit all dem Dunklen und Geheimnisvollen, das das menschliche Leben so bereithält. Als im 19.Jahrhundert die Chirurgie ihren Platz im medizinischen Standard erkämpfte, brauchte man für Forschungszwecke vor allem eines: Körper. Da das Konservieren von Leichen jenseits der Mumifizierung zu diesem Zeitpunkt unbekannt war, benötigte man das Material von frisch Verstorbenen. Zu diesem Zwecke konsultierten die hiesigen Institute Händler, die die menschlichen Kadaver frisch Dahingeschiedener besorgen konnten. Ein durchaus lukratives Geschäft, nur was passiert wenn nicht genug Leute sterben?

Die West-Port-Morde von William Burke und William Hare fanden in unserer Kultur einige Beachtung. Marcel Schwob widmete ihnen einen seiner „Vies Imaginaires“, dem literarischen Evergreen makaberer Lebensläufe. Robert Louis Stevenson, Autor der „Schatzinsel“, schrieb „The Body Snatcher“. Im Hammer-Film „Dr.Jekyll and Sister Hyde“ halten sie ebenso als Referenz her, wie in der CSI-Folge „Burked“. Nun hat sich kein geringerer als John Landis nach 12-jähriger Regieabstinenz vorgenommen, diese Geschichte endgültig in der Popkultur zu verankern. Mit „American Werewolf“ und „Blues Brothers“ erreichte er Kultstatus und wurde damit Gegenstand so mancher überambitionierter Elaborate. Dabei gelingt ihm der oft gewollte, aber nur sehr selten gekonnte Spagat zwischen ambitioniertem Autorenkino und einer launigen Popcornschlacht. John Landis wird seinen Film am Samstag um 20 Uhr persönlich vorstellen.

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