9. Türkische Filmwoche im Zeichen der Normalität


Filmszene: "Lola und Bilikid"

Filmszene: "Lola und Bilikid"

Kutluğ Ataman hat mit „Lola und Bilidikid“ (1998) ein Thema aufgegriffen, dass für einen türkischen Film mutig und ungewöhnlich anmutet: Homosexualität. Murat, 17, Türke und schwul, treibt sich in Kreuzbergs Transvestiten- und Schwulenszene herum. Seine Mutter hält, komme, was wolle, zu ihm, doch sein Bruder Osman versucht mit allen Mitteln, aus Murat einen „echten Mann“ zu machen. Als Lola, einer von Murats transsexuellen Szene-Freunden, tot aufgefunden wird und ein bösartiger Verdacht auf Osman fällt, eskaliert die Familientragödie zur Katastrophe.

Ein typisches Kreuzberger Thema greift auch Neco Çelik mit „Urban Guerillas“ (2003) auf. Die beiden Sprayer, das Mädchen Danger und der Junge Kasper, sind beide aus ihren Crews rausgeflogen. B-Boy Bülent bekommt Probleme mit seiner Verlobten Pepsi, weil er sich lieber um Breakdance statt um Hochzeit und Brautkleid kümmert. Und Ozan, die gerade ein neues Label gegründet hat, organisiert eine Hausparty, um die lethargischen Rapper-Kollegen aus ihren Kellerlöchern zu locken. Neco Çelik, selbst ehemaliges Mitglied der berüchtigten Kreuzberger Gang „36 Boys“, erzählt seinen Stoff aus der Innenperspektive, ohne erhobenen Zeigefinger und mit „grande finale“. Ein frühes Beispiel für neues Kreuzberger Heimatkino. 2006 gelangte der Film als Reaktion der Produzenten auf Detlev Bucks jugendliche Migrantengewalt thematisierenden Film „Knallhart“ erneut in die Kinos:. „Urban Guerillas“ zeigt, dass es auch andere Möglichkeiten gibt, Konfilikte zu lösen, als die bei Buck dargestellte Gewalteskalation.

Türkische Filmwoche, 7. bis 16 April, Cinema Paris, Broadway, Babylon Kreuzberg, www.tuerkischefilmwoche-berlin.de; Das gesamte Programm zum Download.

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