Festivalbericht: sehsüchte 2011


Filmszene: "Apele Tac"

Filmszene: "Apele Tac"

Ob die Landeshauptstadt Brandenburgs mit dem Themenjahr 2011 „Potsdam 2011 – Stadt des Films“ dem 40. Jubiläum des Internationalen Studentenfilmfestivals der HFF Konrad Wolf einen angemessenen Rahmen verschaffen wollte, ist natürlich nur reine Spekulation. Aber Fakt ist, das Jubiläum der sehsüchte war eines der Highlights in diesem für die Filmstadt so besonderen Jahr, wie Bürgermeister Jann Jacobs auf der Preisverleihung am vergangenen Samstag betonte. Am Ende wurden über 37 Stunden Film aus 25 Ländern an die Leinwände der Thalia Programm Kinos und der Hochschule für Film und Fernsehen in Potsdam-Babelsberg projiziert. Was wiederum, laut Veranstalter, in diesem Jahr 6000 Besucher anlockte. „Es war ein richtig tolles Festival und eine gelungene Jubiläumsausgabe, ganz ohne Pannen„, resümierte Esther Rothstegge von der Festivalleitung. Thematische Schwerpunkte waren in diesem Jahr das „Altwerden“, „Grenzen und deren Überschreitung“ sowie „Europa als Ort der Privilegien“. Ein Film, der dies in besonderer Weise umsetzte, ist „Apele Tac“ („Silent River„) von Anca Miruna Lăzărescu (Regie), Daniel Schmidt und David Lindner (Produktion).

Diese deutsch-rumänische Produktion, die zuvor schon für den Europäischen-Filmpreis in der Kategorie „Bester Kurzfilm“ nominiert wurde, thematisiert die Flucht zweier Männer (Gregor und Vali) aus Rumänien (1986) vor der Diktatur des Nicolae Ceaușescu in den Westen. Der Begründung der Jury, die diesen Film in der Kategorie „Bester Spielfilm“ zum Sieger kürte, kann man sich nur anschließen, wenn diese meint: „der Film erzeuge einen Sog in Bild, Schauspiel, Ton und Montage, der einen selbst an der Flucht teilnehmen lässt„. Dass Europa nach wie vor ein Ort der Privilegien ist, zeigte das ebenfalls preisgekrönte (Produzentenpreis) Drama „Raju“ von Max Zähle.

Als ein junges deutsches Ehepaar im indischen Kolkata ein Waisenkind adoptiert, merken sie, dass sie Teil eines Problems rund um das Thema Kinderhandel sind. Ebenfalls in Asien spielt der Dokumentarfilm „UXO – Unexplodet Ordnance“ von Julia Weingarten, der in den Kategorien „Bester Dokumentarfilm“ und „Beste Kamera“ geehrt wurde. In einer vietnamesischen Grenzregion sind Bataillon-Wehrpflichtige damit betraut, unter einfachsten Bedingungen die Hinterlassenschaften des Vietnamkrieges von vor 30 Jahren zu beseitigen. Zwar neigt der Streifen gelegentlich zur Langatmigkeit, besticht im Gegenzug aber durch ein hohes Maß an Authentizität. Zeitweise hat man das Gefühl, die Aufnahmen wurden von einer dieser lautlosen und nahezu unsichtbaren Drohnen amerikanischer Bauart gedreht, so ungezwungen und natürlich gebären sich die jungen Soldaten vor der Kamera.

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