6. Around The World in 14 Films im Babylon Mitte

Kino mit dem Mut, neue Impulse zu geben


Filmszene: "Kriegerin"

Filmszene: "Kriegerin"

Fast schon beschaulich dagegen „Morgen“ von Marian Crisan. „Osteuropäischer, schwarzer Loser-Humor“ (Karl) zeichnet den leisen Film aus. Angesiedelt an der rumänisch-ungarischen Grenze, wo der brave Arbeiter Nelu mit seiner Frau lebt, tickt manche Uhr noch anders. Größte Sorge der Staatsgewalt sind illegale Einwanderer, die über die Grenze weiter nach Westeuropa fliehen könnten. Nelu kann ein Lied davon singen, nicht einmal frisch geangelte Fische darf er einführen. Beim Angeln geht Nelu ein anderer Fang quasi ins Netz: Ein Türke auf dem Weg nach Alemania, den seine Schlepperbande am Straßenrand stehen lässt. Nach kurzen Anlaufschwierigkeiten freunden sich die Männer an – und die Probleme lassen nicht auf sich warten. Kluges und tragikomisches Debüt von Crisan, das für Rumänien ins Rennen um den Oscar geht.

Ebenfalls ein Debüt, ebenfalls gefeiert: „Kriegerin“ von David Wnendt (lest hier unser Tischgespräch zur Wahl in Berlin, an dem der Jung-Regisseur teilnahm), der das diesjährige Spezial Deutschland bildet. Er inszeniert ein packendes Drama mit Alina Levshin – die schon in Dominik Grafs „Im Angesicht des Verbrechens“ überzeugte – als junge, rechtsradikale Marisa, um die herum Wnendt eine beklemmende Milieustudie entwirft. Nicht nur die Newcomer bereichern mit ihren frischen Ideen das internationale Kino. Zu Around The World in 14 Films erwarten Karl und sein Team zwei Ausnahmekönner und Lichtgestalten des Arthouse: Den Türken Nuri Bilge Ceylan mit „Once Upon A Time In Anatolia„, für den er – wie schon für die Werke davor – in Cannes mit einem Preis, dieses Mal dem „Großen Preis der Jury“, bedacht wurde. „Film als Geduldsprobe„, wie Karl augenzwinkernd warnt und „die ästhetische und künstlerische Weisheit“ des Regisseurs lobt.

Sollte er seine Zusage einhalten können, darf von einer Sensation gesprochen werden: Mohammad Rasoulof will seinen nach Cannes geschmuggelten Film „Good Bye“ in Berlin persönlich vorstellen. Rasoulof wurde, wie sein Kollege Jafar Panahi, im Iran zu einer Gefängnisstrafe verurteilt, für Filme wie diesen, der „offen zeigt, wie es geächteten Personen im Iran ergeht„, so Karl. Es ist ihm zu wünschen, dass er die Reise antreten kann.

Denis Demmerle

Around The World in 14 Films, 25. November bis 3. Dezember, www.berlinbabylon14.net

1 2