3. StummfilmLIVEfestival Babylon-Berlin mit Buster Keaton

Lakonie und die Mächte des Zufalls


Für "The General" ließ Keaton 1927 eine echte Lok in einen Fluss stürzen

Für "The General" ließ Buster Keaton 1927 eine echte Lok in einen Fluss stürzen.

Während die goldene Hollywood-Generation in naivem Exhibitionismus durch die wilden Zwanziger tobte, lebten unter ihnen zwei unauffällige, einsame Gestalten, die sich dem Film als ernsthafte Kunstform verschrieben. Der Eine von Ihnen war Brite und depressiv. Sein Name war  Charlie Chaplin. Der Andere erlernte sein Handwerk in einer zum Vaudeville heraufpolierten Schaubude, wo sein geistig umnachteter, alkoholkranker Vater ihn immer wieder in die  tobende, staunende Menge warf. Sein Name war Buster Keaton. Vom 20. bis 29.Juli präsentiert das Babylon Kino die Retrospektive zum Stoneface. Dabei finden seine Streifen eine musikalische Untermalung von Javie Pérez de Azpeita, Neil Brand und Carsten-Stephan Graf v. Bothmer.

1917, Buster war 21 Jahre alt, wurde er mit Roscoe „Fatty“ Arbuckle bekannt gemacht und obwohl Buster eine gewisse Skepsis gegenüber dem 266 Pfund schweren Butterkloß an den Tag legte, lehnte er Fattys Angebot der Teilnahme in dem Streifen „The Butcher Boy“ nicht ab. Roscoe Arbuckle selbst war vor seiner Zeit als Leinwandstar ein Klempnergehilfe, der perfekt in die Filmfarcen des Produzenten Mark Sennett hineinpasste – Matsch, Stolperstricke, Sahnetorte und sonstige ungelenke Unfälle. Apropo ungelenk – vier Jahre später, am 5. September 1921, vergewaltigte Fatty die Nachwuchsschauspielerin Virginia Rappe mit einer Sektflasche so schwer, dass sie einige Tage darauf an einem Blasenriss verstarb. Seine Karriere war vorbei. Wenig Freunde und Bekannte hielten zu ihm. Einer von Ihnen war Buster Keaton. Ab 1920 begann Keaton, seine Filme im ehemaligen Studio von Charlie Chaplin zu drehen. Unter den 19 Kurzfilmen sticht „Cops“ mit einem Mü an mehr Qualität hervor. Die Grundstimmung ist paranoid und man kann den Film als Keatons Antwort auf die mediale Ausschlachtung seines Kollegen Roscoe Arbuckles begreifen. So ist es das Kernanliegen des Protagonisten, stets seine Unschuld zu beweisen, doch je mehr er sich bemüht, um so mehr verliert er sich in den Spitzfindigkeiten der polizeilichen Ermittlung. Schließlich wirft er unwissentlich eine Bombe in eine Polizeiparade und wird darauf hin von einer Horde Polizisten verfolgt. Am Ende des Films sperrt Keatons Charakter die Ordnungshüter ein und bittet ein Mädchen um Entschuldigung für sein rüppelhaftes Verhalten. Sie zeigt ihm die kalte Schulter. Er lässt die Polizisten frei und wird eingesperrt. In seiner erzwungenen Untätigkeit wurde Arbuckle zum Trinker. Pleite und gebrochen starb er am 28. Juni 1933 in New York.

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