Katalanische Filmtage im Kino Arsenal

Eigenständigkeit


"Guest": Filmemacher José Luis Guerín sein Leben als Gast.

"Guest": Filmemacher José Luis Guerín sein Leben als Gast.

Das Kino Kataloniens und der Balearen ist seit einigen Jahren kontinuierlich auf internationalen Filmfestivals vertreten. Indes sperrt sich das jüngere katalanische Filmschaffen gegen strikte Kategorisierungen. Vom kommerziellen Spielfilm bis zur experimentellen Low-Budget-Dokumentation werden verschiedenste Ansätze erkundet und umgesetzt. Darunter so schillernde Unterfangen wie „Los Pasos Dobles“ von Isaki Lacuesta, oder auch der oscarnominierte „Pa Negre“ (Agustí Villaronga). Die neue Vielfalt verdankt sich einer jungen Generation von Filmemachern, die unter anderem an der Escola Superior d’Audiovisuals de Catalunya ausgebildet wurden. Sie haben das Publikum im Blick, ohne die Eigenständigkeit der Filme aus den Augen zu verlieren. Auch für internationale Koproduktionen sind sie aufgeschlossen und haben keine Berührungsängste, in fremden Sprachen zu arbeiten.

Das Programm im Kino Arsenal umfasst sechs Filme der vergangenen drei Jahre aus verschiedenen Strömungen des katalanischen Films, die auf Festivals ausgezeichnet wurden, aber darüber hinaus noch wenig Verbreitung gefunden haben. So feierte Elena Trapés Spielfilm „Blog“ bereits 2010 seine Premiere auf dem San Sebastian Film Festival. Darin schließt eine Gruppe von Mädchen einen Pakt: Sie wollen gleichzeitig schwanger werden. Langeweile, Neugierde und Unsicherheit spornen sie zu dem Experiment an, das Elena Trapé zu einem unverstellten Blick auf die Gedanken und Gefühle der jugendlichen Mädchen nutzt.

Mit seinem Film „En la ciudad de Sylvia“ war José Luis Guerín auf zahlreichen Festivals zu Gast. Dabei dokumentierte der Filmemacher seine Erfahrungen im Laufe eines Jahres, die er als Gast auf diesen Festivals machte und so ist sein aktueller Film „Guest“ (2011) ein Porträt zweier Welten: des Films und der Wirklichkeit. Einen Einblick in zweierlei Welten gewährt auch der Dokumentarfilm „Màscares“ von Elisabet Cabeza und Esteve Rimbau. Sie begleiteten den Schauspieler Josep Maria Pou bei den Vorbereitungen auf seine Rolle als Orson Welles. „Màscares“ blickt hinter die Bühne und stellt die Frage, was den Schauspieler mit der Figur verbindet, die er verkörpert.

Zu entdecken gilt es ebenfalls Toni Bestards Erstlingswerk „El perfecte desconegut“ („The Perfect Stranger„). Ein rothaariger, schweigsamer Ire, gespielt von Colm Meaney, taucht eines Nachts in einem verschlafenen Dorf auf Mallorca auf. Seine geheimnisvolle Präsenz weckt die Neugier der Dorfbewohner, die sich bald die Frage stellen, ob der Neuankömmling im Dorf etwas verändern könnte. Sie übersehen dabei das alte Polaroid-Foto, das der stille Ire bei sich führt. „El perfecte desconegut“ kombiniert auf unterhaltsame Weise Humor, Drama und Mystery und baut dabei mit fast stoischer Gelassenheit eine Handlung auf, an deren Ende das Geheimnis des Wildfremden aufgedeckt wird.

MD

Katalanische Filmtage, 1. bis 3. Oktober, Kino Arsenal, Programm unter www.arsenal-berlin.de