Rückblick auf das 6. Zebra Poetry Film Festival

Festivalbericht 2012: Das Wort im Allgemeinen


Foto: gezett.de

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Poesiefilme sind Bildfolgen, die mit den Bestandteilen Sprache, Bild und Musik eine Synchronizität erzeugen. Diese den Ort und die Zeit bestimmende Künstlichkeit ist, was sich im Laufe der Betrachtung oft bestätigt, inhaltlich von Wichtigkeit. So begegnet der Zuschauer einer den Inhalt fundierenden Form, die mit entsprechender Sensibilisierung eine interessante Art des Sehens ermöglicht. Natürlich bestimmt die Kamera so das Diktat des Scheins auf Kosten des Seins erheblich mit. Doch dieses Diktat ist genauso abhängig vom Austragungsort und das 6. Zebra Poetry Film Festival war mit dem Kino Babylon, jedenfalls vom 18. bis 21. Oktober 2012, nicht immer gut beraten.

Manch einer, besonders ein Neuberliner, mag ja Dilettantismus als hauptstädtisches Anliegen schätzen. So ging die Lesung von Tadeusz Dabrowski am Donnerstag in polnischer Sprache einfach unter, da das Projizieren der deutschen Übersetzung entweder die Kompetenz des Verantwortlichen übertraf oder es schlicht und ergreifend nicht im (Praktikums)vertrag fixiert wurde. Herr Dabrowski nahm es mit Humor. Es folgten einige Kurzfilme. Mark Nutes „Marvin„, eine Graphic-Novel in Versform über einen Jungen mit einem Loch im Kopf ist ein warmherziges Klein-Od und bietet eine Orientierung zur Überwindung allgemeiner Verunsicherung. Dagegen wirkte Jack Feldsteins Interpretation von Walt Whitmans Gedicht „Manahatta“ in seinem ätzenden Neon-Gelb wie ein bewusster Kontrollverlust, der allerdings das Darunterliegende, die Seele Manhattans, sichtbar machte. Seines Zeichens ist Feldstein auch für die hervorragende Dokumentation „The Psychology of Scriptwriting“ verantwortlich und arbeitet im Moment an einer Interpretation von Fjodor Dostojewskis „Aufzeichnungen aus dem Kellerloch“.  Es wurde wieder dunkel. Jedoch bevor „Moon & Melody“ den Saal vortrefflich leerspielten, machte Gerhard Rühm noch auf seine Lesung am nächsten Tag aufmerksam.

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