Rückblick auf das 6. Zebra Poetry Film Festival

Festivalbericht 2012: Das Wort im Allgemeinen


In seinen visuellen Arbeiten begegnen die Buchstaben I, C, H im Besonderen und das Wort im Allgemeinen unter verschiedensten gestimmten Herstellungsbedingungen Schreibmaschinentypografie, Zug- oder Blockschriftzeichnung, Schrifttusche, Frottage oder Typocollage. Mal erscheinen die Zeichen handschriftlich, mal groß, mal kleingeschrieben oder als Kombination davon, mal sind sie Teil anderer Wörter (Dich, Licht) mal kombiniert mit Familienallerleien (Wir, Du) oder sie sind auf sich selbst reduziert (I). Seit 1950 experimentiert der Mitbegründer der Wiener Gruppe mit neuen Genres wie Visuelle Musik und Auditive Poesie und produziert Laut- und Dialektgedichte, Erzählungen, Fotomontagen, Buchobjekte, Hörspiele und – oftmals in Kollaboration mit anderen Filmemachern – lettristische Filme und filmische Sprachkunst.

Etwas vorurteilsbelastet erwartete man einen Mann mit fahlem Gesicht, dessen feiste Wangen sofort anfangen über einen steifen Kragen zu quellen, sollte er seinen Kopf neigen, aber die Zeit konservierte nicht nur das Werk des 1930 geborenen ausgesprochen gut. So zeigte sich der 82jährige mit bester Laune eloquent, frisch und anekdotenreich. Am Samstag wurde es wieder polnisch. Gottseidank wiesen die abgespielten Kurz- und Kürzeststreifen englische Untertitel auf. Maciej Majewskis „Krasicki – Reaktywacja„,Ewa Grabowskas „Te Dwie My Stare Dziewczynki  Kobiety“ oder Tushar Prakash „Jestem Daleko“ wären sonst als bessere Tapete verendet.

Am Sonntag wurden für die 171 gezeigten Kurzfilme entsprechende Preise verliehen: der Zebra-Preis in Höhe von 4000 Euro ging an Martin Wallner und Stefan Leuchtenbergs „A Lost And Found Box Of Human Sensation„, der Goethe-Filmpreis in Höhe von 3000 Euro ging an Daniel Lucchesis „I come from…„, der Ritter Sports Filmpreis in Höhe von 3000 Euro ging an Eelyn Lees „That´s not all of me„. Es lag nun nicht ein fieberhafter Zauberbann über dem Saal, aber die Stimmen der Ahnen fingen auch nicht an zu raunen. Darüber hinaus ist polnisch eine wirklich konsonantenreiche Sprache und das langsame wie rhythmische Kauen von Popcorn tröstet wie stets über technische Pannen hinweg.

Joris J.

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