Interview mit „Alleine Tanzen“-Regisseurin Biene Pilavci

Wie stark prägt uns die eigene Familie?


Vater Mehmet wird auf einer Entziehungskur von seiner Familie besucht. Foto: Biene Pilavci

Vater Mehmet wird auf einer Entziehungskur von seiner Familie besucht. Foto: Biene Pilavci

Gibt es auf der anderen Seite Szenen, die zu heftig waren, um sie zu zeigen?
Mit Heftigkeit meinst du vermutlich, die Erträglichkeit der Authentizität. Ja, es gibt noch genügend Material, das einem alles abverlangt. Doch ich finde den Film, so wie er jetzt ist, stimmig und entschied mich aus dramaturgischen Gründen gegen bestimmte Szenen.

Was sagt Deine Familie zum fertigen Film und wie ist das Verhältnis zueinander heute?
Mal besser, mal weniger gut. Vieles bleibt im Argen, im Unausgesprochenen. Mit der faktischen Wahrheit können nicht alle in unserer Familie umgehen. Aber immerhin stehen wir jeden Tag auf und stellen uns den alltäglichen Anforderungen. Worin wir uns alle einig sind, ist, dass „Alleine Tanzen“ ein hervorragender Film ist und wir hoffen, dass er viele Zuschauer erreichen wird.

Wie wichtig ist es für Dich als junge Filmemacherin, dass Dein Film auf Festivals wie achtung berlin läuft?

Festivals sind eine Verpflichtung, ein Bekenntnis, auf das ich mich bewusst und gerne einlasse. Zumal mir der Austausch mit dem Zuschauer viel bedeutet – dafür bieten Festivals traditionell einen geeigneten Rahmen. Als Filmemacherin ohne Eigenkapital bin ich auf ein gutes Netzwerk angewiesen, welches ich auf Festivals knüpfen kann. Außerdem können nach einer repräsentablen Festivalauswertung dem nächsten Projekt Entwicklungs- und Produktionsförderungen zu Gute kommen. Und vielleicht schafft es der eigene Festivalbeitrag im Anschluss sogar ins Kino. Natürlich sind auch die Preisgelder nicht unattraktiv. Als junge Filmemacherin verdienst du in der Regel keinen Cent an deinem Film. Auch wenn es bei Festivals oft mehr Verlierer als Gewinner gibt und die meisten Filmemacher weiterhin unter widrigsten Umständen für ihr nächstes Projekt kämpfen müssen, sind sie zweifelsohne überlebenswichtig.

Interview: Verena Manhart

Alleine Tanzen läuft bei achtung berlin im Wettbewerb Dokumentarfilm,  Mi, 24.4.2013, 19.15 Uhr, Passage Kino Neukölln, Mehr zum Film unter www.alleinetanzen.de

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