Interview mit Felix van Groeningen zu “The Broken Circle”

Ehrliche Geschichten, die dein Herz brechen können.



Mit Ihrem Film, der Titel verrät es, arbeiten Sie sich am Kreislauf des Lebens ab. Sie montieren den zeitlichen Ablauf Ihres Films aber nicht linear, was sicher hilft, ihn zu ertragen, da er so immer wieder auf die glücklichen Tage zurückblickt.
Der Titel ist an den etwas längeren Titel des Theaterstücks angelehnt, der wiederum ist eine Referenz an den Bluegrass-Klassiker „Will the Circle Be Unbroken“ (von Ada R. Habershon), der vom Verlust einer geliebten Person handelt, die der Sänger wieder treffen möchte, wenn er stirbt. Die Idee sieht also vor, dass Liebende sich nach dem Tod auf Erden im Himmel wiedervereinigen. Genau darüber erzählt mein Film. Mit dem Song beginnt und endet der „The Broken Circle“. Die Idee, mit vermischten Story-Ebenen zu arbeiten, war von Anfang an da und auch so im Drehbuch vorgesehen, aber letztlich setzten wir es ganz anders um, als geplant.

Das ist die Magie des Schnitts.

Wo liegen die Unterschiede?
Im Drehbuch erklärten wir die Zeitsprünge genauer und sahen mehr Psychologie vor. Unsere erste Schnittversion berührte mich aber nicht so sehr wie das Theaterstück damals. Ich arbeitete zuerst mit einem anderen Cutter als sonst und war ziemlich aufgeschmissen. Ich musste den Cutter wechseln und holte wieder Nico Leunen. Er brachte neue Ideen mit, brachte mich dazu loszulassen. Er drängte mich dazu meine Logik zu überwinden. Natürlich folgt der Film einer Logik, aber einer ganz anderen als ursprünglich geplant. Es war faszinierend zu sehen, wie eine Story, die auf dem Papier funktionierte, im Film nicht mehr passte, anders montiert aber viel aufregender war.

Ist es typisch für Ihre Arbeit zu improvisieren oder umzustrukturieren?
Ja, für meine Arbeitsweise ist der Schnitt sehr wichtig. Ich entdecke da noch sehr viel. Ähnlich beim Casting, da macht es Klick und zwar an Stellen, die nicht vorhersehbar sind. So war es mit Verlee Baetens. Als ich sie sah, wusste ich, dass wir den Weg gemeinsam gehen werden. Das zieht sich bei mir durch das Filmemachen: Ich weiß beim Schreiben nicht, wie die Bilder, die wir drehen, aussehen sollen. So entstehen neue Richtungen. Es ist Teil meines Filmemachens auf dem Weg zum Ziel, Dinge zu entdecken. Die Prozesse während der Drehs haben eine Bedeutung und sollen nicht einfach das Abbilden, was in meinem Kopf ist. Schnitt bedeutet loslassen. Es beinhaltet ein Spiel mit einzelnen Teilen und die Möglichkeit Neues zu entdecken. Das ist die Magie des Schnitts.

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