Festivalbericht zum Korean Cinema Today 2013

Auf Spurensuche


Chung Ji-young konfronitert in "National Security" mit der Brutalität der Folter, dem Sadismus der Wärter und dem Leiden des Opfers.

Chung Ji-young konfrontiert in "National Security" mit der Brutalität der Folter, dem Sadismus der Wärter und dem Leiden des Opfers.

Noch vor wenigen Wochen schlug Nordkoreas Kriegsrhetorik hohe Wellen. Die Nachrichten, auf die sich sämtliche Medien stürzten, erreichten viele Ohren. Weniger laute Berichterstattungen erreichen die breite Masse eher selten. Filmfestivals mit Länderfokus leisten diese Arbeit, gewähren Einblicke in ferne Lebenswelten. Die in Kooperation mit dem Busan Film Festival kuratierten koreanischen Filmtage Korean Cinema Heute im HKW füllten diesen blinden Fleck. Das Festival als Transmitter. Im koreanischen Kino von heute stehen besonders die politischen Dimensionen und gesellschaftlichen Hintergründe im Fokus. Eine auffallend offene Auseinandersetzung mit dunklen und tabuisierten Kapiteln der Geschichte findet statt. Die Filme dienen als Dokumente gegenwärtiger Auseinandersetzungen. Doch häufig auf ein koreanisches Zielpublikum ausgerichtet, ist die mitunter pathetische Ästhetik dem hiesigen Zuschauer etwas fremd und aufdringlich. Vereinzelt macht erst der Kontext der Gesellschaftsdebatten den Stellenwert der Filme sichtbar.

2012 – im Jahr der Parlaments- und Präsidentschaftswahlen – erschien der alljährliche Amnesty International Menschenrechtsreport (www.amnesty.org), in dem UN Sonderberichterstatter Frank La Rue Südkorea eine wachsende Einschränkung der freien Meinungsäußerung und eine Zunahme von unter Strafverfolgung und Schikane leidenden Regierungskritikern feststellte, die in 135 Fällen gegen das National Security Law verstoßen haben sollen.

Seit den späten 40er Jahren stellt das NSL symbolisch kommunistische Ideen und Bestrebungen sowie die Anerkennung Nordkoreas als eigenständigem Staat unter Strafe. Nicht selten wurde es aber von verschiedenen Diktatoren im Land missbraucht, um politische Gegner auszuschalten und Demokratisierungsbestrebungen im Keim zu ersticken. Als im August 2012 die regierende „Neue Welt Partei“ mit Park Geun-hye die Tochter des früheren Militärdiktators Park Chung-hee zur Präsidentschaftskandidatin aufstellt, wurden Erinnerungen wach. Nie distanzierte sie sich vom politischen Erbe ihres Vaters und so forderte Regisseur Chung Ji-young sie wie auch den Rest der politischen Kaste heraus und ließ seinen Film „National Security“ nur einen Monat vor den Präsidentschaftswahlen im Dezember 2012 in den koreanischen Kinos starten.

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