Berlin-Babylon #4 im Kino Babylon

Originalität und Kraft


Marlene Dietrich in "Engel" von Ernst Lubitsch, Foto: Deutsche Kinemathek

Marlene Dietrich in "Engel" von Ernst Lubitsch, Foto: Deutsche Kinemathek

Nach Charlie Chaplin (2011) und Buster Keaton (2012) rückt das Festival Berlin-Babylon vom 19. bis 28. Juli zwei der bedeutendsten Köpfe des deutschen Kinos in den Fokus – Ernst Lubitsch und Werner Richard Heymann. Das Festival präsentiert Ernst Lubitschs Gesamtwerk (soweit vorhanden), angefangen mit seinen deutschen Komödien der 1910er und frühen 1920er Jahre, sowie Heymanns berühmte Ufa-Tonfilmoperetten. Besonderes Augenmerk legt das Babylon auf sechs von Lubitsch und Heymann zusammen gestaltete Hollywood-Produktionen, in denen sich die Berliner Wurzeln und Einflüsse wiederfinden und die bis heute nichts von ihrer Originalität und Kraft verloren haben.

Lubitschs erste Tonfilme sind noch Film-Operetten, die ihre Ursprünge in der deutschen Theatertradition haben. Doch die künstlerische Meisterschaft des jüdischen Regisseurs liegt im Voranschreiten und im unerschrockenen Experimentieren mit neuen Technologien, explizit in der Koordination von Musik, Dialog und Geräusch. Und das macht Lubitschs Wirken noch heute außergewöhnlich interessant. Lubitschs Ausspruch, „Das Technische im Film kann gar nicht hoch genug entwickelt sein, denn um das Künstlerische in Film auszudrücken, braucht man vollendeste Technik“, hat an Aktualität nichts eingebüßt.

Die wahren großen Leistungen des „deutschen“ Kinos spielen sich ab Ende der 1930er Jahre in Hollywood ab. Lubitsch siedelte, 1892 in Berlin geboren, gleich seinen Kollegen Fritz Lang und F.W. Murnau in die USA über und gehörte dort in den Folgejahren zu den wichtigsten Vertretern seiner Zunft. Im Januar 1935 wurde Lubitsch von den Nationalsozialisten in Abwesenheit die deutsche Staatsbürgerschaft aberkannt. In Hollywood war Lubitsch, nach seinem Umzug im Jahr 1922, überaus erfolgreich und inszenierte dort u.a. „Angel“ („Engel„, 1937) mit Marlene Dietrich in der Hauptrolle, „Bluebeard’s Eighth Wife“ („Blaubarts achte Frau„, 1938) und „Ninotchka“ („Ninotschka„, 1939). Als Co-Autor für die beiden letzten Filme zeichnet Billy Wilder verantwortlich, dem nicht zuletzt die satirische Schärfe der Dialoge zu verdanken ist.

1 2