Fünf Fragen an Uranium Film Festivalleiter Norbert G. Suchanek


Filmszene: "Atomic Ivan", Foto: Uranium Film Festival

Filmszene: "Atomic Ivan", Foto: Uranium Film Festival

Das Uranium Film Festival ist das weltweit erste Festival, das dem Themenkomplex Atomkraft und Radioaktivität gewidmet ist. Es hat sich in den drei Jahren seines Bestehens zur wichtigen globalen Plattform für Filmemacher, die sich mit Atomkraft befassen, entwickelt. Dabei will das Festival nicht nur zur Aufklärung über atomare und radioaktive Gefahren beitragen, sondern Arbeiten eine Bühne geben, die sich differenzierter stilistischer Mittel bedienen. Ein gelungenes Beispiel dafür ist Vasily Barkhatovs Debütfilm „Atomic Ivan„, „… eine herrliche, surrealistische Komödie im Stile von Federico Fellini, die darüber hinaus wichtige, wissenschaftliche Informationen über Atomkraft und Radioaktivität vermittelt“, so Festivaldirektor Norbert G. Suchanek, der uns an dieser Stelle fünf Fragen zur aktuellen Ausgabe beantwortet hat.

Ihr Festival wurde vor drei Jahren in Rio de Janeiro gegründet. In diesem
Jahr findet es zum zweiten Mal auch in Berlin statt. Was war der Anlass,
ein Festival mit solch einem Fokus zu etablieren?

Ich habe 2006 beim IWUS in Window Rock (Indigenous World Uranium Summit) erstmals sehr gute, professionelle gemachte Filme über Atomkraft und Uranbergbau gesehen. Da dachte ich, die müssen wir unbedingt dem großen Publikum zeigen. Warum sollten solche Film nur vor kleinen Grüppchen und auf kleiner Leinwand gezeigt werden? So gründeten wir das Uranium Film Festival, um den hunderten von guten Filmen ein breiteres Publikum, eine große Leinwand zu geben. Es gilt das Vergessen von Verbrechen und Katastrophen wie Atombombenabwürfe auf Hiroshima, Nagasaki, die Verbrechen der atmosphärischen Atombombentests, die Unfälle wie Tschernobyl und Fukushima zu verhindern. Das Thema Atomkraft – von Uranbergbau bis zum radioaktiven Abfall der Krankenhäuser – geht uns alle an, nicht nur die Anti-AKWler und nicht nur die Atomingenieure. Und es gibt inzwischen auch einige Atomfilme, die amüsant sind wie etwa „Atomic Ivan“ von Vasiliy Barkhatov.

Warum wurde das Festival in Rio gegründet?
Ich lebe in Rio. Und Rio ist die Atomhauptstadt Brasiliens mit zwei Atomkraftwerken, eines ist in Bau, einem atomgetriebenen U-Boot und einem Atom-U-Boot-Hafen in Bau. Das alles ist quasi vor meiner Haustür. Außerdem ist Rio eine Weltstadt und zieht die Augen der Weltpresse auf sich und damit auch auf unser International Uranium Film Festival.

Wie sind sie persönlich mit dem Thema verbunden?
Als Umwelt- und Menschenrechtsjournalist war das – wie auch die katastrophalen Wasserkraftwerke in Brasilien – schon seit Jahrzehnten eines meiner Themen. Und aus demokratischem Selbstverständnis halte ich es für dringend notwendig, dass sich jeder, der zu Wahlurne geht, über das komplexe Thema Atomkraft informiert. Und die beste und ehrlichste Information liefern die Filme der unabhängigen Filmemacher unseres Filmfestivals.

Sie zeigen in diesem Jahr über 40 Filme. Die Menge an Filmen, die das Thema Atomenergie thematisieren ist erstaunlich. Woher kommen die Arbeiten?
Die Filme kommen aus aller Welt. Und jedes Jahr werden es mehr. Für die diesjährige Ausgabe haben wir aus weit über 100 Filmen ausgewählt.

Aus welchen Perspektiven beleuchten die Regisseure das Thema?

Aus allen Perspektiven. Wir haben die Sichtweise von Betroffenen und Opfern, den Blick auf den Uranbergbau und Atombomben. Aber auch Perspektiven von Mitarbeitern der Atomindustrie.

Fragen: Martin Daßinnies

Uranium Film Festival 3. bis 7. Oktober Regenbogenkino, Programm unter www.uraniumfilmfestival.org