Interview mit Antje Schneider und Carsten Waldbauer zu „Die schöne Krista“

Krista hat 16.000 Schwestern


Star und Titelheld in der Doku von Antje Schneider und Carsten Waldbauer: "Die schöne Krista". (c) Aries Image

Star und Titelheld in der Doku von Antje Schneider und Carsten Waldbauer: „Die schöne Krista“. (c) Aries Image

Krista ist mittleren Alters. Sie war zweimal „Miss Germany“ und hat drei Kinder von drei verschiedenen Vätern. Was ein bisschen wie Reality-TV anmutet, ist schlicht und ergreifend die Geschichte einer Kuh. In ihrem Familienbetrieb betreiben die Seegers nicht nur Zucht, sondern leben hauptsächlich von der Milchproduktion. Irgendwann holte sich die Familie Krista auf den Hof. Schnell stellte sich heraus, dass Krista mit ihrem prallen Euter und ihrer schwarz-weißen Pracht anders ist, als ihre Artgenossen.
Anfangs war Krista für die Filmemacherin Antje Schneider und ihren Kameramann Carsten Waldbauer allerdings auch nicht mehr als eine gewöhnliche Kuh. Auf der Suche nach einem geeigneten Bauernhof für ihren Dokumentarfilm sind sie 2008 auf die Seegers in Niedersachsen gestoßen. Sie erzählen fernab prominenter TV-Formate und allzu menschelnder Tierdokus in „Die schöne Krista“ die Geschichte einer Familie, die täglich ums Überleben kämpft und von einer absurden Parallelwelt, in der Superbullensperma in die ganze Welt verschickt wird und Kühe in Schönheitswettbewerben die Ehre ihrer Besitzer retten.

Wie kommt man darauf, einen Film über eine Kuh zu machen?
Antje Schneider:
Am Anfang stand diese Holstein-Rasse, die sich um die Welt verbreitet. Das hat uns gereizt. Es gibt von diesen schwarz-weißen Kühen allein anderthalb Millionen in Deutschland. Das war tatsächlich ein glücklicher Zufall. Jörg Seeger war mit Krista bei einer kleinen Schau in Leipzig bei der Landwirtschaftsmesse und plötzlich hat er da seine Kuh zur „Miss Agra“ geführt. Das war so ein Moment, indem wir uns gefragt haben, was hat Jörg da eigentlich für eine Kuh. Am Anfang waren für uns alle Kühe schwarz-weiß. Etwas später waren wir bei der großen Deutschlandschau, die im Film vorkommt. Da war er wieder mit dieser Kuh und plötzlich gewann die den Titel. Da war uns klar, das muss eine Kuh sein, die aus irgendeinem Grund der Hammer ist.

Abstrus! Wenn man den Schilderungen der Bauern im Film lauscht, lässt es sich nicht vermeiden, manchmal verwundert den Kopf zu schütteln. Wie haben Sie sich in die Welt eingefunden?
Schneider:
Wir haben wirklich sehr viele Bauern getroffen. Als Filmemacher sucht man immer Leute, mit denen man sich vorstellen kann, eine lange Zeit zuzubringen. Obwohl wir nicht geahnt haben, wie lange es werden würde. Man muss mit den Bauern reden können. Am Anfang standen wir in einer fremden Welt. Wir haben eine Frage gestellt und während die antworteten, hatten wir das Gefühl, 27 neue zu haben. Die sind es nicht gewohnt, mit jemandem zu kommunizieren, der sich nicht auskennt und leben in ihrem eigenen Kosmos.

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