Sehnsucht nach dem Regen. Neues chinesisches Kino 2009-2015 im Zeughauskino Berlin

Liebe, Korruption und Gewalt: Neue Filme aus China


Szene aus "Brotherhood of Blades" von Yu Lang. Foto: Zeughauskino/ The Canine Condition

Szene aus „Brotherhood of Blades“ von Yu Lang. Foto: Zeughauskino/ The Canine Condition

Bis zum 29. November 2015 zeigt das Zeughauskino eine Reihe chinesischer Filme aus den letzten sechs Jahren. Die Auswahl „Sehnsucht nach dem Regen“ kuratierte die Filmkritiker-Arbeitsgemeinschaft „The Canine Condition“ und gibt mit den insgesamt 25 Filmen, darunter vier Dokumentarfilmen, einen repräsentativen Überblick über das aktuelle, abwechslungsreiche Filmschaffen des Landes.

Peking und Hong Kong treten heute als die beiden Hauptzentren einer sehr ausgedehnten Filmproduktion auf, wobei aus Hong Kong immer noch, anknüpfend an die Zeit, in der sich eine große Filmindustrie in der damaligen britischen Kolonie befand, die Mehrzahl der kommerziell ausgerichteten Kriminal-, Actionfilme und Liebeskomödien stammen. Der Film unterliegt in China einer strengen Zensur. Vereinfacht gilt: Es kann alles kritisiert werden, außer es betrifft die oberste Ebene der Staatsführung und die Vergangenheit der kommunistischen Partei.

Weiterlesen unseren Beitrag zum jährlichen Hong Kong-Filmfestival in Berlin

Angesichts der Tatsache, dass sich die chinesische Filmindustrie gerade seit den letzten zehn Jahren in einem rasanten Wachstum befindet, erscheint es auffällig, wie wenig davon bis in unsere Säle dringt – gleich ergeht es der koreanischen Produktion, mit der die chinesische allerdings auch inhaltlich wesentliche Anknüpfungspunkte vorweist.

Der chinesische Autorenfilm hat jüngst in Deutschland und überhaupt im Westen viel Aufmerksamkeit bekommen. Diao Yinan erhielt 2014 für „Feuerwerk am helllichten Tage“ an der Berlinale den Goldenen Bären. Bereits 2007 hatte er mit „Night Train“ ein ähnliches ruhiges, sozialkritisches und streng realistisches Drama inszeniert. Mit Diao verschiebt sich der inhaltliche Fokus von der Großstadt Hong Kong hinaus ins Ländliche und in die Provinz und damit ins, auf den ersten Blick, weniger Spektakuläre. In die gleiche Tendenz gehört in der jüngsten Zeit Guo Xiaolu mit „In her eyes“ (2011), einer kritischen Politik- und Sozialkomödie.

Weiterlesen: Unsere Kritik zu Feuerwerk am helllichten Tage“ von Yinan Diao

Seit zwanzig Jahren im Westen einflussreich ist Wong Kar-Wai. Seine Filme stehen inhaltlich an der Schnittstelle zwischen Autorenfilm und konventionellen Genrefilmen, während sie auf der formalen Ebene einer anspruchsvollen Ästhetik folgen. Man denke da vor allem an „Days of Being Wild“ (1991), „Chungking Express“ (1994, von Quentin Tarantino als vorbildlich gefeiert) oder „In the Mood for Love“ (2000).

Alle drei genannten Autoren sind zwar im jetzigen Zyklus im Zeughauskino nicht vertreten. Die Reihe ermöglicht dafür die Begegnung mit vielem bisher im Westen nicht Bekanntem und deckt einen breiten Publikumsgeschmack ab.

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