„Feuerwerk am helllichten Tage“ („Black Coal, Thin Ice“) von Diao Yinan


Hauptdarsteller Liao Fan interpretiert den ruchlosen Zhang gleichsam bemitleidenswert wie aggressiv. (c) Berlinale

Hauptdarsteller Liao Fan interpretiert den ruchlosen Zhang gleichsam bemitleidenswert wie aggressiv. Foto: Berlinale

Sadistisches Spiel mit dem Spannungsbogen

Das Setting schreit „Film Noir“: Zhang (Liao Fan) ist ein abgehalfterter Ex-Bulle mit einem Arsch voll Ex-Bullen-Problemen. Sein wichtigster Fall blieb ungeklärt, die seelischen Wunden übertreffen die Schmerzen einer Schussverletzung und sind noch nicht verheilt. Seine Frau hat ihn verlassen, den Frust ertränkt er im Alkohol, sein Leid lässt er an seinen Mitmenschen aus.

Doch die Rettung des Seelenheils naht: In seinem letzten Fall – das Opfer wurde zerteilt und tauchte stückchenweise in verschiedenen Kohleminen auf – gibt es neue Erkenntnisse. Dieser und weitere Morde lassen sich mit einer ebenso attraktiven wie undurchsichtigen Dame in Verbindung bringen. Zhang ermittelt also auf eigene Faust, taucht in die schmuddeligen Straßen, Bars und Geschäfte einer anonymen, tiefgrauen chinesischen Provinzstadt ein und sucht den Kontakt zu der zwielichtigen Femme Fatale.

Regisseur Diao Yinan strotzt vor Selbstbewusstsein. Trotz dieses aufreizend klassischen Motivs, lässt er nie die Gefahr der Belanglosigkeit aufkommen. Die Besonderheit von „Black Coal, Thin Ice“ liegt in seiner eigenwilligen Erzählweise. Da malträtiert Diao Yinan gerade noch mit sadistischer Respektlosigkeit den Spannungsbogen, nur um kurz darauf passiv mitanzusehen, wohin sich die Story entwickelt. Da sprengt er lustvoll herkömmliche Plotkonventionen, um sich in der nächsten Szene scheinbar hoffnungslos in Nebensächlichkeiten zu verzetteln. Doch stets ist klar: Hier handelt jemand mit voller Absicht – als ob Yinan eine Rechnung mit seinen ehemaligen Filmhochschul-Lehrern zu begleichen hätte.

Hier einige Eindrücke des toll fotografierten Berlinale-Gewinners…

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