Interview mit „Another way“-Regisseur Chang-ho Cho


"Another way"-Regisseur Chang-ho Cho beim Interview-Termin in Genf.

„Another way“-Regisseur Chang-ho Cho beim Interview-Termin in Genf.

Another way„, der neue Film des von Chang-ho Cho, wurde beim diesjährigen Black movie-Festival in Genf gezeigt. Berliner Filmfestivals hat sich mit ihm getroffen und sich mit dem koreanischen Regisseur über das Thema Selbstmord in der koreanischen Gesellschaft und die Reaktionen auf seinem Film unterhalten.

In Ihrem aktuellen Film „Another way“ erzählen Sie die Geschichte von zwei jungen Menschen, die sich entschließen, ihrem Leben ein Ende zu bereiten. Das Thema Selbstmord spielt eine wichtige Rolle in der koreanischen Gesellschaft. Gerade unter den jungen Menschen. Möchten Sie explizit auf diese Gruppe aufmerksam machen?
Chang-ho Cho:
Es stimmt, dass Selbstmord aktuell in Korea ein heftig debattiertes Thema ist, wie auch in anderen Ländern. Ich spreche in meinen Filmen aber immer über den Tod, es ist also nichts, was plötzlich entstanden ist. Wenn man über das Leben nachdenkt, muss man auch über den Tod nachdenken. Dass ich gerade 20-jährige als Protagonisten ausgewählt habe, war insofern wichtig für den Film, als es vielleicht eindrücklicher ist, wenn sich junge Menschen, die, im allgemeinen Verständnis, noch lange zu leben haben, dazu entschließen, Selbstmord zu begehen. Dann muss ich auch zugeben, dass es publikumswirksamer ist, wenn ich junge, gutaussehende Schauspieler in den Vordergrund stelle. Mein Hauptdarsteller ist ein bekannter Musiker und in der Zwischenzeit stieg auch die weibliche Hauptdarstellerin zu einem Star auf.

Beim Mädchen glaubt man zu verstehen, wieso sie diesen Schritt gehen will. Beim Jungen ist es schwieriger. War das eine wichtige dramaturgische Überlegung?
Ja, das war wichtig für das Drehbuch. Gleichzeitig glaube ich, dass es nicht so interessant ist und es auch logischer sei, nicht genaue Gründe für den Todeswillen zu präsentieren. Das Leben ist vielfach absurd und diesen Wunsch sterben zu wollen, kann man nicht rational erklären, deswegen mein Entschluss. Ich finde auch, dass es etwas Brutales hat, wenn man für einen Menschen, der sich umgebracht hat, als Hinterbliebene Gründe dafür festmacht. Während der ganzen Zeit in der ich am Film gearbeitet habe, erhielt ich von meinen Kollegen und Mitarbeitern wiederholt die Frage, wieso sich die Figuren umbringen wollen. Ich realisierte, dass diese Frage auch andere beschäftigen würde und entschied mich, zumindest für das Mädchen mehr oder weniger klare mögliche Gründe aufzuzeigen. Beim Jungen sollte es offen bleiben.

Wie waren die Reaktionen in Korea auf den Film?
Das Publikum fühlt sich eher dem Mädchen nahe. Hätte ich für den Jungen auch eindeutigere Gründe für den Selbstmord angegeben, wäre der Film vermutlich zu banal geworden, wenig originell. Im Vergleich zu den Reaktionen, die ich hier am Festival bemerke, schien das Publikum in Korea in einer direkteren Art emotional getroffen. Mehrere, eher Frauen, haben offensichtlich während des Films geweint.

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