Interview mit „Another way“-Regisseur Chang-ho Cho



Es scheint, also ob die Umgebung der Protagonisten eindeutig vorhandene Signale für eine große Traurigkeit der beiden übersieht oder gar ignoriert. Sind Depression und Selbstmord in Korea Tabus?
Die koreanische Gesellschaft ist sich des Problems bewusst, aber es wird wenig öffentlich diskutiert. Ich kann feststellen, dass sich die Gesellschaft aber bemüht, nach Möglichkeiten der Prävention zu suchen. In meiner Funktion als Künstler allerdings, möchte ich das Thema auf eine andere Art behandeln.

Koreanische Filme erfahren immer mehr Aufmerksamkeit in Europa. Was macht Ihrer Meinung nach deren Attraktivität aus?
Vielleicht liegt es daran, dass sich Europa vorher für andere Länder interessierte, sich nun langweilt und nach neuen Ländern sucht. (lacht) Ich denke, ich bin nicht die richtige Person, die diese Frage beantworten kann. Sie können es viel besser.

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Was bedeutet es für einen koreanischen Regisseur, wenn seine Filme in Europa gezeigt werden? Hat dies einen Einfluss auf den eigenen Markt?
Wenn ein koreanischer Film einen sehr großen, kommerziellen Film im Ausland erzielt, kann dies die Produktion des nächsten Films vereinfachen. Wenn man aber einen Preis gewinnt und an Festival in Europa eingeladen wird, hat es keinen sehr markanten direkten Einfluss. Der Markt und die Industrie wiegen schwerer als eine mögliche Ehrung.

Glauben Sie, dass Ihre Filme typisch koreanisch sind?
Darüber habe ich noch nicht nachgedacht. Ich glaube, dass meine Filme etwas Universelles haben. Sie erzählen persönliche Geschichten und behandeln weniger soziale Themen. Das müssen Sie mir aber eher sagen. Gibt es typische Elemente im Film, die das Verständnis verhindern?

Letzteres nicht. Sie integrieren, aber in ungeschönter und natürlicher Art den koreanischen Alltag. Welche filmischen Vorbilder beeinflussen Ihre eigene Filmarbeit?
Mich haben alle Filme beeinflusst, die ich bisher gesehen habe. Gleichzeitig habe ich gar nicht so viele Filme gesehen. Es gibt einige Autoren, die mich inspiriert haben. Alle haben ihren eigenen Stil. Das sind zum Beispiel François Truffaut oder Jean-Luc Godard und in Korea Ki-duk Kim. Sie inspirieren mich, einen eigenen Stil zu suchen. Unter den aktuellen Autoren mag ich Chang-dong Lee sehr, der „Poetry“ realisiert hat.

Die Fragen stellte Teresa Vena.

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