BFF on the Road: 64. San Sebastian Film Festival

Atlantikcharme und Monsterwelle


Insgesamt 234 Filme zeigte das Festival in seiner 64. Ausgabe in zwölf Sektionen. Neben den üblichen Sparten aus Wettbewerb, Regie-Shooting Stars, Perlen des Kinojahres, Kinderfilm und Retrospektive, steht San Sebastian natürlich traditionell für seinen Fokus auf sämtliche Produktionen des hispanischen Sprachraums. Mit „Horizontes Latinos“, „Made in Spain“ und „Zinemira“ zeigen jedes Jahr drei Sektionen die neusten Produktionen aus Lateinamerika, Spanien und der Autonomen Gemeinschaft Baskenland. 17 internationale Produktionen gingen schließlich ins Rennen um die Goldene Muschel von San Sebastian. Ewan McGregor kam mit seinem desaströsen Regiedebüt „American Pastoral“ an den Golf von Biskaya. Einem Film, der auf dem gleichnamigen Roman von Philip Roth basiert, der damit den Pulitzer Preis gewann, und die Entwicklung einer Tochter (Dakota Fanning) aus feinem Haus erzählt, die sich zur Terroristin radikalisiert. McGregor, der neben der Regie auch die Hauptrolle des Vaters Seymour „Swede“ Levov übernahm, zeigt in seinem Regiedebüt weder Gespür für Timing oder Dialoge noch für seine Figuren und den Cast. Holprig und mitunter zum Fremdschämen einladend, begnügt sich McGregor mit verhuschten und unglaubwürdig inszenierten Dialogen und flieht eher in den Pathos als in die Psychologie seiner Figuren. Regisseur Hong Sang-Soo dagegen philosophierte in „Yourself and Yours“ ein weiteres Mal mit männlichem Blick über virile Identität und Gefühlskrisen im Kontext mit dem Mysterium um das weibliche Geschlecht. Die Themen Liebe und Gewalt dominierten den Wettbewerb. Die Beiträge erzählen von amoklaufenden Teenagern beispielsweise im polnischen Beitrag „Playground“ (Bartosz M. Kowalski), in Fernando Guzzonis „Jesus“ und der französisch-belgischen Produktion „Nocturama“ (Bertrand Bonello). Miles Joris-Peyrafitte debütierte mit „As you are“ mit einer Geschichte um zwei Jungs, die sich in irgendeinem US-amerikanischen Vorort plötzlich als Stiefbrüder begegnen, dabei ihre Liebe füreinander entdecken und ein unheilvolles Versteckspiel beginnt. Wohingegen der spanische Beitrag „La Reconquista“ von Jonás Trueba den Versuch erörterte, eine alte Liebe wieder neu zu entfachen.

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