2. Obscura Filmfestival Berlin

Horror im Hinterzimmer



Tag drei hält zum krönenden Abschluss sowohl eine Europa- als auch eine Weltpremiere bereit. Erste feiert „Drifter“ von Regisseur Chris von Hoffmann. Der betitelt seinen Erstling selbst als Liebeserklärung an das Genrekino und diese ist ihm mit dem Mix aus stylischen Bildern und einer gehörigen Portion Grindhousekino auch gelungen. Die Einflüsse von Klassikern wie „Mad Max“ und „Texas Chainsaw Massacre“ sind nicht zu übersehen. Auch wenn der Film sich am Ende ein wenig zieht und sich in seiner eigenen Dramatik verliert, ist „Drifter“ einer der hübschesten Filme des Festivals. Die Liebe fürs Design, die Inszenierung und die ausgefallenen Spielereien mit Sound und Kamera machen „Drifter“ zu einem ordentlicher Einstand für Regisseur von Hoffmann.
Enttäuschender fällt hingegen die Weltpremiere von „Verano Rojo“ aus. Der Backwoodsslasher aus Spanien ist noch so frisch, dass den Untertitel anscheinend nicht mehr viel Aufmerksamkeit zukam, strotzen sie doch vor fragwürdigen Übersetzungen. Auch inszenatorisch macht der Film nicht viel richtig: Lahmes Erzähltempo, uninteressante Charaktere und halbgare Effekte verhindern, dass in den knapp 100 Minuten auch nur ein wenig Spannung aufkommt. Schade drum, hat der vorher gezeigte Block aus 14 eingereichten Kurzfilmen doch gezeigt, dass auch mit wenig Budget eine ganze Menge auf die Leinwand gezaubert werden kann.
Mit Stop-Motion („Criaturitas„), Zeichentrick („Juliette„) und verstörenden Bildern („Undercover Mistress„) sowie einer gehörigen Portion Trash („Justicia Justiciera Ill Kung Fu Karate Annihilator„) werden sämtliche Bereich des weiten Spektrums des Horrors in kleinen mundgerechten Happen serviert. Ein Spaß für Genrefans und Liebhaber des Obskuren.

Die Vielfalt der Auswahl und das Ambiente sind die Stärken des Obscura und machen das noch kleine Festival zu einem Erlebnis für Genrefans. Immer wieder begegnen einem kleinere und größere Kuriositäten auf der Leinwand, sodass man bis zum Schluss bleiben möchte um zu sehen, was sich hinter der nächsten Ecke verbirgt.
Doch irgendwann findet alles ein Ende. Und so verlassen wir in der späten Nacht das leere und bereits abgedunkelte Café, welches ohne Besucher und nur erhellt von den Straßenlaternen doch etwas Gespenstisches hat. Was für ein Ort für ein Horrorfilmfestival!
Wenn die Neugier jetzt geweckt ist: Das dritte Obscura Filmfestival in Berlin ist bereits für den Herbst 2017 angesetzt. Dann wahrscheinlich wieder im Hinterzimmer des Charlottenburger Cafés.

Paul Lufter

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