„Ake Dikhea? Siehst du?“ – Festival of Romani Film Berlin 2017
"Ake Dikhea? Siehst du?" – Die erste Edition des Roma-Filmfestivals
Antiziganismus macht blind. Hier setzt das Roma-Filmfestival „Ake Dikhea?“ („Siehst du?“) an, welches anlässlich des fünften Jahrestages der Errichtung des Mahnmals für die Ermordung der Sinti und Roma im Nationalsozialismus, in der ersten Ausgabe stattfindet. Es zeigt konsequent Filme, die Roma (und Sinti) differenziert und individuell darstellen. „AKE DIKHEA? hebt Filme hervor, die antiziganistische Klischees kritisch reflektieren und bewusst dekonstruieren. Die in erster Reihe von Menschen handeln, und erst in zweiter Reihe von Roma. Damit setzt das Festival Maßstäbe“, so Dr. Klaus Lederer, Senator für Kultur und Europa.
Besonders ist bei „Ake Dikhea?“ der Auswahlprozess: In einem europäischen Aufruf in Roma Communities wurde dazu aufgefordert Filme vorzuschlagen, von denen sich Roma richtig repräsentiert fühlen. Im Idealfall sind die FilmemacherInnen selbst Roma. So eröffnen sich Themen und Perspektiven, die sonst im Verborgenen bleiben würden.
Erst fünf Jahre ist es her, dass das Mahnmal eröffnet wurde. Jahrzehntelang kämpften AktivistInnen darum, dass überhaupt der Völkermord anerkannt wurde. 1982 war es soweit, 1992 wurde das Mahnmal beschlossen, 2008 mit dem Bau begonnen. Die zähen Kämpfe belegen einmal mehr, auf welchen Widerstand nicht nur AktivistInnen für die Rechte der Sinti und Roma treffen. Sie sind Sinnbild dafür, wie die größte Minderheit Europas seit Jahrhunderten als „die Anderen“ ausgegrenzt werden. Fast scheint es unter der gegebenen politischen Stimmung so, als würde die Epoche der geringen Xenophobie wieder ein Ende finden. Umso dringender ist es, einer breiten Mehrheit der Gesellschaft die Vorurteile zu nehmen.
Während vier sicherlich hochinteressanter Festivaltage haben die BesucherInnen im Kino Moviemento die Gelegenheit durch die Brille der Sinti und Roma zu sehen: Neben acht Screenings im Wettbewerb gibt es Schulscreenings, Workshops und eine Podiumsdiskussion. Zu fast jedem Film gibt es ein Q&A, teilweise moderiert von der Jury. Hier treffen FilmemacherInnen mit Roma Hintergrund auf solche, die sich auch ohne ethnische Zugehörigkeit lange schon um die Rechte der Roma bemühen.
Als Spielfilm ist der Eröffnungsfilm „Django“ bei diesem Festival fast ein Außenseiter, der das Leben der Jazz-Legende Django Reinhardt zeigt. In dieser Kategorie sind sonst nur „Nebel im August“ und „Just The Wind“ zu sehen. Die anderen Dokumentarfilme verzichten auf Fernseh-Impetus und beobachten in trauriger bis fröhlicher Manier das Leben der Roma. Natürlich findet sich die ganze Bandbreite des Lebens von den Tiefen der Drogensucht bis zu den Höhen der Liebe.
Jana Gebhard
„Ake Dikhea?“ („Siehst du?“) – Festival of Romani Film Berlin vom 19. bis 22. Oktober 2017 im Kino Moviemento.
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