„Gold“ von Thomas Arslan


Auf dem Weg zum Klondike River. Foto: Patrick Orth / Schramm

Auf dem Weg zum Klondike River. Foto: Patrick Orth / Schramm

Nicht alle sind für die Wildnis gemacht

Deutsche Schauspieler auf Pferden in der weiten nordwestlichen kanadischen Landschaft Ende des 19. Jahrhunderts – es hätte Einiges schief gehen können in diesem einzigen deutschen Wettbewerbsbeitrag der 63. Berlinale. Der Regisseur Thomas Arslan hat sich mit „Gold“ in ein ungewohntes Terrain begeben: Auf der Basis von Archivmaterial zeichnet er einen deutschen Goldwäscher-Treck nach, der sich 1898 zum Klondike-River aufmacht, um dort am Goldrausch teilzuhaben. Im Genre des Spätwestern angesiedelt, wird allerdings schnell klar, dass es eher um eine psychologische Studie einer aus unterschiedlichen Charakteren zusammengewürfelten Gruppe geht, die sich in der wilden Natur behaupten muss. Die Motive der Personen variieren, das Ziel haben alle anfangs jedoch klar vor Augen: Ein kleines, goldenes Nugget zu schürfen, mit dem all ihre finanziellen Sorgen behoben werden. Emily Meyer (Nina Hoss, schön, kühl und unnahbar wie immer) – neben der Köchin die einzige Frau im Treck – bildet dabei von Anfang an so etwas wie den stillen Pol, inmitten der Männer, die den Herausforderungen der Wildnis mit unterschiedlichen Mustern begegnen. Da ist der Journalist Gustav Müller (feist und großkotzig gespielt von Uwe Bohm), er agiert zunächst als Draufgänger, der sich, mit einer Flinte bewaffnet, alsbald nach etwas Essbarem in die Wälder schlägt. Der Familienvater Joseph Rossmann (Lars Rudolph) hingegen verkörpert den sensiblen Part, mit dem Banjo klimpert er am Abends am Lagerfeuer deutsche Heimatlieder. Und der angeheuerte Packer, genretypisch besetzt als gejagter Outlaw, knüpft als erster zarte Bande mit Emily, die ihm beim Versorgen der Pferde hilft.

Arslan, mit Filmen wie „Dealer“ und „Im Schatten“ als Regisseur der Berliner Schule bekannt, muss in diesem Spätwestern zunächst den kritischen Zuschauer davon überzeugen, dass es sich hier weder um eine Art Dschungelcamp im Retrolook handelt, noch um den Versuch, dem mittlerweile eng gewordenen Korsett derjenigen deutschen Regisseure zu entkommen, die für ihre reduzierte Bildsprache und den sparsam erklärten Figuren im trist-traurigen, urbanen Umfeld bekannt wurden.

1 2 3