„Wilde Maus“ von Josef Hader



Die Begegnung mit Erich, von einem ausgezeichneten Georg Friedrich gespielt, bringt den Protagonisten dazu, über seine bisher so gesicherte und gemütliche, bürgerliche Existenz nachzudenken. Die Lebenskrise, die mit der Entlassung ihren Ausbruch findet, vermutet man, kündigte sich bereits davor an. Indem die Frau mit dem Thema Kinder auf eine Veränderung der Beziehung hinzielt, stellen sich wesentliche Fragen der Verantwortung, über das Erreichen der eigenen Lebensziele und die Beziehung selbst. Der ehemalige Chef fungiert in dieser Konstellation als Ventil für Georgs Aggressionen.

Vielmehr als Pia Hierzegger, die übrigens auch im echten Leben mit Hader liiert ist, übernimmt Georg Friedrich, als ehemaliger Schulfreund, den spannenden Gegenpart zur Hauptfigur. Abgesehen davon sind alle drei Frauen, die im Film vorkommen, eher blass gezeichnet. Friedrich jedenfalls spielt einen kernigen, ausgeglichenen Lebenskünstler, der eindeutig die Sympathien auf sich zieht. Hader selbst beweist einmal mehr sein komisches Talent. Das Drehbuch, für das er zum ersten Mal eigenständig „künstlerisch verantwortlich“ sein wollte, weist einen mehrheitlich trockenen Humor, ohne große Effekthascherei, doch mit einer leichten Tendenz zum Klamauk.

Der Film hat zum Teil eine retrospektive Ästhetik, die insbesondere bei der Achterbahn, die „Wilde Maus„, und einer gewissen Idealisierung des Schaustellergewerbes sichtbar ist. Die Szenen im Wiener Prater erhalten etwas Märchenhaftes, von der Realität Entferntes, und können als temporärer Ausflug des Protagonisten in eine inpraktikable Idealwelt gelesen werden. Die Achterbahn als Sinnbild für das Auf und Ab im Leben. Es sei das Tragikomische, das für Hader „die beste Abbildung dessen (sei), was man Leben nennt.“ Insgesamt lieferte Hader ein gelungenes Werk ab, das an manchen Stellen ein paar ausgleichende Rundungen vertragen würde.

Teresa Vena

Wilde Maus„, Regie: Josef Hader, Darsteller: Josef Hader, Georg Friedrich, Pia Hierzegger, Jörg Hartmann, Denis Moschitto, Nora von Waldstätten, Kinostart: 9. März 2017

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