71. Berlinale: ICH BIN DEIN MENSCH von Maria Schrader – Beste schauspielerische Leistung in einer Hauptrolle


Abgesehen von einzelnen wenigen tragikkomischen Momenten, in der Tom wegen seiner äußerst höflichen und gleichzeitig direkten Art auffällt, zeichnet sich das Drehbuch durch keine große Originalität auf. Die Charakterisierung der Hauptfigur Alma folgt dem Muster der selbstständigen, karrierebewussten Frau, die anderen und vor allem sich selbst vorgibt, keinen Mann zu brauchen, um glücklich zu sein. Insgeheim sehnt sie sich aber nach einer Familie. Tom, der Almas Reaktionen beobachtet und analysiert, sagt ihr das auf den Kopf zu. Er ist der Einzige der das wagen würde, denn er ist frei von den Unsicherheiten und dem Gefühl der Peinlichkeit, die die Menschen im Umgang miteinander hemmen.

Dieses rationale Verhalten macht Schrader zum eigentlichen Gegenstand ihres Films. Sie wirft die Frage auf, was uns denn erst zu Menschen macht. Sind es nicht die kleinen Fehler und die Fähigkeit zu Emotionen, auch wenn diese einen unglücklich machen, die uns zu menschliche Wesen machen? Ihre Hauptfigur ist sich sicher, in einer Beziehung braucht es auch Reibung. Wenn der eine Partner sich dem anderen anpasst, geht das nicht. Vollständige Harmonie bedeutet nicht zwangsläufig Glücklichsein.

Wie bereits erwähnt, fehlt es dem Film insgesamt etwas an Zug und Selbstironie. Die Dialoge wirken etwas steif, was in Bezug auf den Roboter Tom, der von Dan Stevens mit Charme dargestellt wird, passt, doch weniger zur Rolle von Maren Eggert. Sie gibt der Figur eine gewisse Künstlichkeit und vielleicht Arroganz, die eine Identifizierung und Annäherung durch den Zuschauer erschweren. Nachdem dies aber gesagt ist, hat die internationale Jury der diesjährigen Berlinale, genau Eggerts Leistung als eine überragende im Vergleich zu den restlichen im Wettbewerb des Festivals bewertet und mit dem Preis für die beste schauspielerische Leistung in einer Hauptrolle ausgezeichnet.

Teresa Vena

ICH BIN DEIN MENSCH, Regie: Maria Schrader, Darsteller: Maren Eggert, Dan Stevens, Hans Löw, Sandra Hüller

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