„Das blaue Zimmer“ von Mathieu Amalric



Die Rekonstruktion des Geschehenen ist dabei nicht das Spannende an Amalrics Film, vielmehr fesselt die Zusammenführung der Beweise im Gerichtssaal, bei der neben dem Verbrechen auch die vermeintliche moralische Verkommenheit der Liebenden am Pranger steht. Von wem wurde nun das leidenschaftliche Verbrechen begangen, wer trägt die eigentliche Schuld? Gibt es hier gar so etwas wie eine gesellschaftliche Mitverantwortung, die die Geschehnisse überhaupt erst möglich machte? Oder war das am Ende alles ein großes Unglück, ohne benennbare Täter? Diese Fragen formuliert „Das blaue Zimmer“ in aller Offenheit, ohne sich auf eine konkrete Antwort festlegen zu wollen.

Wir wissen am Ende nur, dass keine lustvolle Entgleisung folgenlos bleibt. Und noch dazu: Egal, was passiert, der gesellschaftliche Friede muss mit allen Mitteln wieder hergestellt werden. Der Ursprung der Welt, wie ihn Courbet so fulminant mit Farbe auf die Leinwand bannte, er ist ein Moment, das nur eine kurze Zeit sichtbar verweilen darf. Danach gilt es wieder, ihn unter Laken zu verstecken.

Marie Ketzscher

Das blaue Zimmer„, Regie: Mathieu Amalric, DarstellerInnen: Léa Drucker, Mathieu Amalric, Stéphanie Cléau, Kinostart: 2. April 2015

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